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Lobpreisen der Partnertests – zu wessen Nutzen?

Die Partnerübereinstimmungstests der Online-Dating-Unternehemn stehen nun bereits seit langer Zeit unter dem Beschuss der Wissenschaft. Es gibt aber einen Trick, sie schönzureden. Man muss sie nur auf die Persönlichkeitstests reduzieren, dann hat man wieder eine Diskussionsgrundlage und kann sich der „Wissenschaftlichkeit“ rühmen. Dabei wird verschwiegen, dass der eigentliche Kern nicht im Persönlichkeitstest liegt, sondern in der Bewertung der „Passungen“ („Matching“) – und für die gibt es bislang nur wachsweiche Kriterien, die an Ideologie grenzen. Zeitungsredakteure können mit diesem Umstand nur schwer umgehen, wie ein (ansonsten gut recherchierter) Artikel der „Stuttgarter Zeitung“ beweist.

Der Kronzeuge sagt die Wahrheit – wird aber fehlinterpretiert

Als Kronzeuge der Zeitung wird der Jenaer Professor für Persönlichkeitspsychologie, Franz J. Neyer zitiert, der sagte:

Für ein oberflächliches Screening der individuellen Besonderheiten von Singles sind diese Persönlichkeitstests durchaus geeignet. Eine tiefer gehende Persönlichkeitsdiagnostik ist damit nicht möglich.

Das hinderte die „Stuttgarter Zeitung allerdings nicht daran, die Überschrift so zu abzufälschen:

Persönlichkeitstests sind durchaus geeignet

Genaues Hinhören hilft – aber das tun nicht einmal Redakteure

Dazu muss man natürlich genau lesen – und nicht auf den kleinen journalistischen Trick der „Stuttgarter Zeitung“ hereinfallen, denn der Professor bestätigte ausdrücklich ein „oberflächliches (!) Screening“ („Raster“). Zudem, und das wiegt beinahe schwerer, sprach der Professor nur von „Persönlichkeitstests“. Er sagte nicht etwa, „die Partnerübereinstimmung kann damit zuverlässig vorausgesagt werden“. Auch die anderen Aussagen des Professors im selben Artikel stimmen absolut mit dem Kenntnisstand der Wissenschaft überein: Persönlichkeitstests können mechanisch oder programmtechnisch ausgewertet werden – daran bestand aber auch zuvor keinerlei Zweifel.

Die Vorauswahl hilft – doch ob sie „passt“, weiß niemand wirklich

Wie die Vorauswahl zu beurteilen ist – darüber gibt es keine sicheren Erkenntnisse, sondern nur Vermutungen. Weder die „scheinbar passenden“ noch die „scheinbar unpassenden“ Partner stören bei der persönlichen Auswahl, die der Suchende am Ende trotz aller „Wissenschaft“ doch immer wieder selbst treffen muss.

Dazu nochmals der Professor:

Denn letztlich müssen sich auch diejenigen persönlich treffen, deren Kontakt über Online-Vermittlungen zustande kam. Erst dann beginnt das wirkliche Kennenlernen.

Online Dating ist gar nicht das Problem – fehlende Erkenntnisse sind die Ursache

Interessant ist die Stellungnahme von Wiebke Neberich von eDarling. Ob Sie ihren Kollegen von eHarmony im Auge hatte, dessen Argumente gerade auf einem Kongress in New Orleans mit Kopfschütteln aufgenommen wurden? Jedenfalls sagte sie zunächst die Wahrheit über Partnerübereinstimmungstests:

Generell ist noch viel mehr Forschung nötig, denn der wissenschaftliche Erkenntnisstand zum Thema Online-Dating steckt noch in den Kinderschuhen – nicht zuletzt, weil das Medium an sich noch relativ neu ist.

Das ist alles korrekt, bis auf einen kleinen Schlenker, der ganz offensichtlich der Redaktion der „Stuttgarter Zeitung“ entging.: Es ist nämlich völlig irrelevant, ob online Dating noch so neu und so wenig beforscht ist. Es geht vielmehr darum, dass die Wissenschaft nach wie vor keinerlei Kriterien besitzt, um festzustellen, wer zu wem passen könnte – und sich dann tatsächlich verliebt.

Die oft gehörte Meinung, falsch-negativ (1) zugeordnete Personen würden die Chancen verringern, so gebe ich aus eigenem Kenntnisstand dazu, ist nicht sonderlich relevant. Als falsch-negativ werden Personen bezeichnet, die bei Anwendungen anderer Kriterien durchaus passen könnten, aber bei der Methode der betreffenden Agentur eben „durchs Raster“ fielen.

Alle Zitate nach der Stuttgarter Zeitung (Online Ausgabe)

Hinweis (1):

Eine Empfehlung einer Partneraentur kann sein:

1. Richtig positiv: Die vom Computer vorgeschlagenen Personen passen wirklich zum Suchenden.
2. Falsch positiv: Die vorgeschlagenen Personen stimmen nach Meinung des Computers, der Suchende lehnt sie aber ab.
3. Richtig negativ: Die vom Computer nicht vorgeschlagenen Personen passen wirklich nicht zum Suchenden.
4. Falsch negativ: Die vom Computer abgewählten Personen würden durchaus zum Suchenden passen.

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