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Bitte merken: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Wenn Forscher nicht so einseitig wären, dann würden sie sicherlich etwas Namhaftes zum Online-Dating oder zur Partnerwahl generell beitragen können.

Das können sie allerdings nicht, weil sie sich selbst Scheuklappen anlegen und das Vollziehen, was man als „künstlich generierte Dummheit“ bezeichnen könnte. Gerade lief mir ein Artikel über den Weg, in dem einige als „wissenschaftlich“ deklarierte Partnerwahlkriterien als „Wahrheitspaket“ angepriesen wurden.

Wie so oft stimmte möglicherweise (aber nicht unbedingt nachprüfbar) jedes Forschungsergebnis für sich in dem Rahmen, der den Forschern zur Verfügung stand. Belustigt las ich dies: (Zitatenquelle Partnerwahl)

Im Rahmen ihrer Studie hatten Swami und Kollegen 81 europäischen Männern zehn standardisierte Fotos von Frauenkörpern vorgelegt, unter denen sie die Idealfigur auswählen und angeben sollten, welche dicken und dünnen Körper sie gerade noch als attraktiv empfinden.

Das Ergebnis der Forschung bestand darin, dass Männer nach einem Stresstest deutlich mehr zu fülligen Frauen neigten – allerdings nicht in der wirklichen Welt, sondern in einem Laborversuch. Das Ergebnis ist absolut zweitrangig, doch die Forscher machen dicke Backen und behaupten:

Indirekt habe ihre Studie die Hypothese von Biologen, Neurologen und anderen Experten bestätigt, derzufolge Menschen und Tiere in Stresssituationen einen erhöhten Bedarf nach Sicherheit haben.

Klar – und den finden Männer zwischen fülligen Frauenbrüsten – absolut einleuchtend, nicht wahr?

Aber natürlich nur, wenn die Frauen entweder wie ihre Mütter aussahen oder nicht wie ihre Mütter, wie ihre erste Verführerin oder die erste Frau, die sie verführt haben, oder weil sie ein luftiges Sommerkleid trug oder eine Uniform … oder eben, weil sie die Pille nahm oder nicht, oder weil die Ampel gerade auf rot stand.

Forscher sind nicht klug genug, um das Puzzle der Liebe zusammenzusetzen – sie finden immer nur Teile, und dann gehen sie damit auf einen ihrer Balkone aka „Wissenschaftliche Publikationen“ und schreien heraus, was sie gefunden haben wollen.

Sie sollten eine Anleihe bei der Philosophie machen (oder bei der Kybernetik, die sich ebenso eignet).

Zum Beispiel: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ – will sagen, dass man nicht einzelne Aspekte eines komplizierten Sinnzusammenhangs untersuchen kann und dann sagen: „Heureka! – Ich hab´s!“

Mit der Kybernetik geht es auch: Hier fragen wir nicht: Wie reagieren Männer, wenn wir ihnen Bilder von Frauen zeigen“, sondern „wie kann man beobachten und messen, was tatsächliche Lebewesen unter den Bedingungen tun, unter denen sie leben.“

„Mein Herr, sehen Sie doch mal hierher – ja, hier oben“

Ach, bitte: Kommen wir doch noch mal auf die stressbelasteten Männer „zurück: Der ledige Personalchef, der gerade der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung erklären musste, warum er drei Dutzend Mitarbeiter entlassen musste, wird am Abend sicherlich keine dürre, geschwätzige Zicke im Bett haben wollen. Er wird also bei einem Escort-Service eine Dame bestellen, die eher dem Ideal des fleischlichen Genusses entspricht.

Wenn Sie jetzt sagen: „Mein Gott, wie frivol, unpassend und eindimensional“ – dann sollten Sie sich bitte noch einmal vergegenwärtigen, mit welch billigen Tricks die Forscher arbeiten. Mein Beispiel kommt jedenfalls der Realität noch einen Schritt näher als die Forscher mit ihren Bilderspielchen. Und beide Beispiele sind völlig ungeeignet, um einen Beitrag zur „Partnerwahl“ zu leisten. Partner wählt „Mann“ sich nicht nach extremen Stresssituationen. Huren vielleicht schon.

Die Stress-Story druckten auch folgende Gazetten:

FOCUS
BZ.

Und -laut „Google“ – 127 andere Zweitverwerter.

Foto: 1959er Jahre Darstellung von „fülligen“ Damen.

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