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Trennungsklischees bei Frauen und Männern

Durch Trennung „die Fesseln des Patriarchats“ verlieren?

Frau leidet unter der Trennung – Mann sucht sich sofort eine neue Braut. So lautet das Klischee der 1960er und 1970er Jahre – lange vor der Emanzipationsbewegung. Offenbar erinnern sich nur noch wenige Menschen an die Änderungen in den 1980ern: Damals strömten unzufriedene Ehefrauen in Frauenzentren, um sich dort mit dem Mythos der Unabhängigkeit anstecken zu lassen. Sie ahnten nicht, wie unendlich frustrierend dies für die meisten enden würde: Für die Emanzipation war es noch zu früh, für einen ertragreichen Beruf aber bereits zu spät. Trennungen erfolgten schnell, doch in der Konsequenz führten sie dazu, dass die Frauen erfolglos, einsam, unzufrieden und bisweilen gar verbittert in das gingen, was ihnen als „Freiheit von den Ketten des Patriarchats“ versprochen wurde.

Selbstverständlich habe ich nicht übersehen, dass Frauen auch heute immer noch verlassen werden, weil es “bei ihm eine Jüngere“ gibt. Dann ist die Not groß, der Seelenfrieden gebrochen und das Selbstbewusstsein angeknackst.

Die Verfälschung der Realität zugunsten des „edlen“ Frauenbildes

Aber werden Männer etwa nicht verlassen, weil es für die Frau einen anderen Mann gibt? Oder gar (für Männer besonders verletzend) eine andere Frau? Wer sagt denn bitte schön, dass Frauen unter Trennungen „leiden“? Doch nur Menschen, die das Bild der Realität zugunsten der Frauen verfälschen wollen. Mal klar, zwar in Kladde, aber dafür unmissverständlich: Im Grundsatz leidet derjenige mehr, der verlassen wird, und derjenige, der verlässt, schwebt oft bereits auf rosa Wolken hinaus.

Psychischer Schmerz, seelische Wunden, emotionale Schäden? Trauer nach einer gescheiterten Beziehung? Karenzzeiten von 24 Monaten? Was ist da weiblich, was männlich? Die erste Überlegung nach schmerzlichen Trennungen sollte sein: „Das Leben muss weitergehen!“ und nicht „wie leide ich am Effektvollsten?

Endlos palavern oder mutig einen Schritt nach vorn gehen?

Gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männer, was den Seelenschmerz angeht? Die meisten würden diese Frage, ohne mit der Wimper zu zucken, mit „selbstverständlich“ beantworten, du wieder würden die Klischees greifen: Frauen „erreden“ sich die neue Wirklichkeit, Männer erschaffen sie sich sofort. Mit anderen Worten: Verlassene Frauen bereden ihre bisherige Beziehung und ihre jetzige Situation mit möglichst vielen Menschen, um das alte Bild der Wirklichkeit zu löschen und ein neues zu schaffen. Männer hingegen zerstören das alte Bild, um sich unverzüglich eine neue Realität aufzubauen.

Ja – aber sind es vielleicht doch nur Klischees? Ist es wirklich wahr, dass sich Frauen ihre Wahrheiten durch Palavern erzeugen, während Männer Fakten schaffen?

Trauer, Selbstzweifel, Schuld – nicht „typisch“ weiblich?

Wer sich selbst erhalten will, wer also seinem Selbsterhaltungstrieb und seinem Selbstbewusstsein folgt, wird nur selten lange an sich zweifeln, um sich selbst trauern und sich für schuldig erklären. Frauen und Männer, die verlassen wurden, sind heute schnell wieder in fremden Betten zu finden, wohl wissend, dass sie für Beziehungen noch nicht wieder bereit sind. Eine Frau, die verlassen wurde, sagte mir einmal: „Ich habe gleich am nächsten Tag mit einem Kollegen geschlafen, und am zweiten Tag auch – aber glaube ja nicht, dass es der gleiche war.“ Das mag eine Ausnahme gewesen sein, sicher. Aber ich habe auch Männer gekannt, die sich auch nach einem Jahr keiner Frau nähern mochten, weil der Zweifel in ihnen bohrte, etwas falsch gemacht zu haben und es wieder zu vermasseln.

Maßstäbe und Moral – der andere soll immer moralischer sein als man selbst

Übrigens ist interessant, dass die eigenen Maßstäbe selten für den Partner gelten. Eine Ehefrau, die sich ausgesprochen leichtsinnig von ihrem Ehemann trennte, um eine heftige Liebesbeziehung zu pflegen, kam einige Tage darauf ins eheliche Haus, um einige Sachen abzuholen. Sie war völlig überrascht, als sie ihren Ex-Partner mit einer sehr jungen, schönen Frau im Bett fand, und sie beschimpfte ihn deshalb vehement. Ebenso empört reagieren oft Männer, wenn ihre verlassene „Ex-Partnerin“ nicht „angemessen trauert“, sondern sich einen schicken jungen Mann als Lover nimmt.

Frauen sind keine Männer – aber nicht alle Frauen sind gleich

Sicher – es gibt Unterschiede. Frauen und Männer reagieren durchaus gelegentlich unterschiedlich. Aber es ist eben nicht so, dass „Frauen“ alle gleich reagieren, nur, weil sie Frauen sind, denn in erster Linie sind sie Individuen. Natürlich reagieren auch nicht alle Männer nach dem Muster männlicher Klischeevorstellungen, sondern jeder Mann findet seinen eigenen Weg aus dem Trennungsschlamassel heraus. Ob Escort-Service, Casual Dating, das Stürzen in die Arbeit oder Psychotherapie: „Mann“ sollte wissen, was ihm nützt – Frau auch.

Wenn Sie jemals eine Trennung treffen sollte und Sie die/der „zurückgelassene“ Teil sind: Tun Sie ausschließlich, was Sie selbst für richtig halten, nehmen Sie von niemandem Rat an (es sei denn, in der Not) und lassen Sie sich nicht daran hindern, ihre Trennung so auszuleben, wie sie es für richtig halten – solange Sie anderen damit keinen Schaden zufügen.

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