Ist der angebliche „Frauenüberschuss“ bei Agenturen real?
Professor Hans Geser von der Universität Zürich hat sich viele Fragen gestellt, was sich durch das Internet in der Liebe verändern könnte – positiv wie negativ. Das zu sollten Sie das Interview in der NZZ lesen.
Eine Frage habe ich schon seitens des Interviewers nicht verstanden – sie lautet: „Bei seriösen Vermittlungsagenturen sind Frauen in der Überzahl. Wieso?“ Hier wird suggerieret, dies sei bei den seriösen Agenturen überall und immer so sei. Die Annahme ist allerdings falsch: nur „gemittelt“ und gemessen an der Kopfzahl besteht ein geringfügiger Überhang an partnersuchenden Frauen. Sieht man sich hingegen die Detailanalysen an (was beim Singlebörsen-Vergleich möglich ist), so erkennt man beispielsweise bei ElitePartner, woher der Überhang von 46 Prozent Männer zu 54 Pozent Frauen hauptsächlich kommt: aus der Gruppe der 46- 55-Jährigen.
Bei solchen Voraussetzungen überrascht auch die reichlich undifferenzierte Antwort kaum noch:
„Die Partnersuche über Internet verteilt auch die Karten neu, und zwar zugunsten der Frauen. Der sprachliche Ausdruck wird wichtiger, weil die Kontaktaufnahme schriftlich geschieht. Das können die Frauen besser.“
Das Beispiel mag zeigen, wie Fachleute gelegentlich auf Fragen antworten. Dem Professor wäre kein Zacken aus der Krone gefalle, wenn er gesagt hätte: „Bedauerlicherweise weiß ich das auch nicht, es könnte jedoch sein, dass …“
Lassen wir es dabei. Selbst Fachleute lassen sich also von Zahlen verblüffen, wenn sie keine Gelegenheit hatten, diese zu überprüfen.
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