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Was ist eigentlich wirklich neu am Online-Dating?

Manche von meinen Kolleginnen und Kollegen tun ja nun so, als sei Online-Dating eine Revolution, die das Kennenlernen radikal verändert hätte. Nun hat das Internet zweifellos die Kennenlern-Kultur (und nicht etwa die Dating-Kultur, wie fälschlich behauptet wird) in Deutschland verändert. Aber war dies wirklich eine Art Erdbeben, ein Kulturschock? Wenn es so wäre, dann wer die Erfindung, eine Zeitung herauszugeben, eine ebensolche Kulturrevolution gewesen – vom Telefon einmal ganz abgesehen.

Was ist also neu beim Online-Datiing?

Im Grunde genommen hat sich in den letzten 50 Jahren bei der Partnersuche unter älteren Erwachsenen – und von ihnen lebt ja der seriöse Teil der Online-Dating-Branche fast ausschließlich – nur wenig verändert. Hauptsächlich liegen die Änderungen in der sozialen Anerkennung der Menschen, die mit über 30 Jahren noch einen Partner suche. Sie geben eher zu, dass sie ihn nicht „auf freier Wildbahn“ finden, und sie nehmen offensiv und selbstbewusst Angebote an, dem Partner auf neuen Wegen zu begegnen.

Mit über 30 lernte man sich nicht mehr beim Tanztee kennen

Wenn man sich die Geschichte die Partnerwahl der über 30-jährigen Ledigen, Verwitweten und Geschiedenen einmal ansieht, wird man schnell feststellen, dass die Begegnungen oftmals weder im Freundeskreis noch bei Tanztees für die reifere Jugend stattfanden. Empfehlungen durch offizielle oder selbst ernannte Kupplerinnen, Ehe- und Partnervermittler aller Art sowie Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen zeigen waren schon immer die Mittel, um in mittleren Jahren erstmals oder erneut unter die Haube zu kommen.

Kennenlernen über 30: das neue Selbstbewusstsein und eine neue Technologie

Wenn man damals eine Anzeigezeitung wie das „Stuttgarter Wochenblatt“ ansah, so fiel einem auf, dass wöchentlich Hunderte von Stuttgartern Partnerinnen und Partner suchten – allerdings reichlich unsortiert und ohne Suchfunktion. Erst das Internet ermöglichte die Suche nach dem gewünschten Partner und als Match.com damit begann, die Daten per Datenbank auswertbar zu machen, war die Lösung für eine moderne Partnersuche per Internet geboren. Für die Nachgeborenen: Der Prozess, den man durchlaufen musste, um auf eine Zeitungsanzeige zu schreiben, war ungleich komplizierter als der heutige Weg. Man wandte sich ja an einen völlig Fremden, zu dem eine Verbindung lediglich über eine Chiffre-Nummer möglich war.

Das wissenschaftliche Sahnehäubchen: Der Psychotest

Die Königslösung für das „neue Dating“ bestand dann später darin, dem Ganzen ein wissenschaftliches Mäntelchen überzuziehen, den Persönlichkeitstest. Mit ihm gab es eine weitere entscheidende Veränderung: Man lernte nur noch Menschen kennen, bei denen ein Computerprogramm im Hintergrund eine Übereinstimmung errechnet hatte, die zuerst oft als „Psychotest“ bezeichnet wurde. Der Test ist bis heute Bestandteil dieser Art von Partneragenturen geblieben. Daran erfreuen sich zu Anfang vor allem jene, die etwas ängstlich an die Dinge herangingen. Heute wird der sogenannte „Partnerübereinstimmungstest“ von den Partnersuchenden eher als „notwendiges Übel“ angesehen. In der Kurzfassung: Man sucht einen soliden Partner und nimmt die Erschwernis des Tests dabei in Kauf.

Doch abgesehen von den Vereinfachungen beim Kontaktieren und den erweiterten Möglichkeiten, in der Datenbank Informationen zu hinterlegen, wie etwa Fotos und persönliche Eigenschaften, verläuft bis heute alles so, wie damals auch: Telefonate, Blind Dates, Entscheidungen. Die wirklich gravierenden Änderungen sind in der Realität des Alltags kaum noch erkennbar, sobald man einander gegenübersitzt.

Ich sage es in letzter Zeit oft: Die Menschen heute sehe die Welt nur aus der Sichtweise, die sie kennen, und das würde dann bedeuten: Früher lernte man sich im klebrigen Dschungel der Realität kennen, heute verfängt man sich in den Maschen des Internets. Beides ist nicht wahr, denn heute treffen sich bestenfalls 20 bis 30 Prozent der Eheschließenden im Internet – und wie viele sich „damals“, also noch vor 15 Jahren, über Zeitungsanzeigen kennengelernt haben – das werden wir wohl nie erfahren.

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