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Pressegeschwätz um Sexsucht

Die Presse schwätzt und schwätzt und schwätzt – und die Leser merken schon gar nicht mehr, dass sie für blöd verkauft werden: Das Thema heißt Sexsucht, ein Wort, das gut klingt. Das ist aber auch schon alles, denn ob jemand sexsüchtig ist oder nicht, ist schwer zu beurteilen – sogar für Fachleute, die es dafür ohnehin kaum gibt.

Die Selbsthilfegruppen, die sich schon bei Alkoholproblemen ausgezeichnet bewährt haben, benutzen das traditionelle Programm der „Anonymen Alkoholiker“ – und sie sagen etwas, das in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist: Nicht jeder Sexkranke ist süchtig nach Sex also solchem, auch die Sucht, sich in der Liebe sonst wie abhängig zu machen, sei weit verbreitet. Und noch etwas, was den Profis unter den Gesundheitsarbeitern meist nicht gefällt, wollen sie festgestellt haben: Man kann diese Sucht nicht heilen, sondern nur eindämmen. Wem das Wort „Gott“ in diesem Zusammenhang bei AA-Gruppen nicht gefällt: Es stammt aus dem ursprünglichen Umfeld der AA und ist nicht wesentlich für die Eindämmung der Erkrankung – deswegen heißt es auch „Gott, so wie ich ihn verstehe“.

Voraussetzung ist freilich, dass eine Sex- oder Liebessucht vorliegt. Da in den Selbsthilfegruppen nicht diagnostiziert wird, ist eine einfache Aussage nötig: Das Geständnis, gegenüber der Sex- oder Liebessucht machtlos zu sein und dadurch das eigene Leben nicht mehr im Griff zu haben.

Hat ein Mann sein Leben nicht mehr im Griff, nur weil er ein paar Huren hatte, wie dies offenbar bei Tiger Woods der Fall war? Oder gar, weil ein Mann einmal ein Möchtegernmodel mit ekligen Tätowierungen im Bett gehabt hat, wie dies von Jesse James, dem Ehemann von Sandra Bullock, gerade behauptet wird?

Nein und nochmals nein. Freilich kenne ich die Leute nicht – aber es liegt mindestens der Verdacht nahe, dass sie in sogenannte Sex-Kliniken gehen, um sich eine Art Alibi zu verschaffen. Das macht sich gut: Ich bin krank, also werde ich mich heilen lassen. Das klingt wie der typische US-amerikanische Pragmatismus, ist aber leider nur eine Karikatur davon: Wenn man tatsächlich abhängig ist, kann man in sogenannten Sex-Kliniken nicht durch Psychotherapie heilen lassen – und wenn man eben nicht abhängig ist, braucht man keine Sex-Klinik, sondern lediglich eine andere Auffassung von ehelicher Treue.

Doch warum sollte die Presse so etwas eigentlich wissen oder erklären können? Es macht sich allemal besser, von Sex-Sucht, Sex-Kliniken und Sex-Therapien zu sprechen. „Sex“ verstehen die Leser offenbar noch, warum es aber eigentlich geht, das verstehen sie nicht. Hauptsache, sie können am Stammtisch mal wieder was erzählen, nicht wahr?

Übrigens kommen gute und richtige Informationen diesmal von der BBC. Der britische Sender zeigt, dass es auch anders geht, als dumm und dreist an die Leserschaft heranzuschwätzen.

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