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Emanzipation: die 1970er Jahre – auf der Suche nach den Vorteilen

Wer heute in Wikipedia nach der Frauenemanzipation der 1970er Jahre sucht, kommt sich vor, als sei er in ein Geschichtsbuch geraten. Zitat: „Schon der Aktionsrat zur Befreiung der Frauen formulierte 1968 weniger „Frauenprobleme“ als Kritik an der auch von der Neuen Linken nicht in Frage gestellten hierarchischen Geschlechterordnung und leitete daraus die temporär notwendige Selbstorganisation der Frauen ab“

Nun wissen wir es also – aber in Wahrheit wissen wir natürlich nichts. da soll also ein „Aktionsrat“ etwas ins Leben gerufen haben und danach haben sofort alle Frauen „Hurra“ geschrien, haben Fahnen und Transparente gemalt und sind auf die Straßen gezogen? Und sofort entstand darauf eine „Gegenbewegung“ der Männer, wie Wikipedia weiter behauptet? Auch hierzu ein Zitat:

„Als Reaktion auf die Frauenbewegung entwickelte sich ab den späten 1960er Jahren eine Männerbewegung. Diese trägt heute teilweise reaktionäre Züge, da sie den Feminismus als Feindbild betrachtet „.

Ich sage Ihnen: das alles glauben nur Menschen, die Herz in der Universitätsbibliothek begraben haben.

Tatsächlich gab es in den 1970er Jahren ein langsames, eher zögerliches Umdenken – und dies auf beiden „Seiten“, also sowohl bei den Frauen wie bei den Männern. Der Grund liegt auf der Hand: Menschen untersuchen bei Veränderungen zuerst, welche persönlichen Vorteile sie daraus haben. Sehen sie also neue Chancen für sich selbst, so springen sie auf die neuen Ideen über und integrieren sie in ihr Leben – wenn nicht, lassen sie die Leute im Fernsehen reden und gehen den Weg weiter, den sie auch früher schon gegangen waren.

Es liegt absolut in der Natur der Sache, dass die „erste Generation“, also die heute über 60-jährigen, von den neuen Ideen erst im frühen Erwachsenenalter hörten – sie waren also gar nicht in der Lage, sie schon früh in ihr Leben zu integrieren. Das gilt sogar für die vielen Frontfrauen der ersten Jahre: Auch sie hatten die Emanzipation erst spät als Idee kennengelernt, die sie nun aufsetzten wie einen etwas zu groß geratenen Hut: Das innere Selbst stand noch stark im Widerspruch zu den gewaltigen Worten, die aus ihren Mündern quollen und aus ihren Federn flossen.

Zudem – und das erscheint mir noch wichtiger – spielte sich die Realität auch damals schon überwiegend unter Angestellten, Handwerkern und anderen Menschen ab, denen der „Überbau“ der Ideologien herzlich egal war. Sie nahmen auf, was nützlich für sie war: größere persönliche und sexuelle Freiheiten zu haben, mehr Karrierechancen wahrnehmen zu könne und ein vielfältigeres, interessanteres Leben zu führen.

Wer die heutige Situation verstehen will, muss also zweierlei bedenken:

Erstens: Die Emanzipation kam „von oben“, aus Kreisen der Intellektuellen – die meisten Frauen fühlten sich von ihr gar nicht angesprochen, weil die Frauen an den Universitäten nicht die gleiche Sprache sprachen wie sie selbst.

Zweitens: Die „erste Generation“ entdeckte neue Dinge, die sie aber nur nach und nach in ein Leben einbauen konnten, dessen Jugendzeit noch von anderen Erfahrungen geprägt war.

Was bleibt uns davon heute? Vor allem: wir sind mindestens eine Generationen weiter. Die Menschen haben sich mit der Emanzipation arrangiert, kennen teilweise gar keine anderen Lebensformen mehr. Aber dennoch tauchen Konflikte zwischen Männer und Frauen auch heute noch auf – und sie werden leider auch heute noch geschürt.

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