Wer schreibt für liebepur?

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste

Wird Sexualpädagogik überschätzt?

Ich gebe die Antwort, bevor ich weiter aushole. Sexualpädagogik wird tatsächlich völlig überschätzt, denn sie vermittelt nur recht theoretisches Basiswissen über die eigene Sexualität und über die möglicherweise abweichende Sexualität anderer. Diese Form der Bildung ist nötig, um dann vorbereitet zu sein, wenn der „Fall der Fälle“ auftritt, so, wie eine „Erste Hilfe Ausbildung“ ja auch nicht gefordert wird, weil man sogleich erwartet, jemanden in Not zu treffen.

Im Moment wird die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ sehr bekämpft, doch wird vergessen, dass es sich dabei nur darum handelt, die Welt der Sexualität zu verstehen und auf unterschiedliche Ausprägungen vorbereitet zu sein. Politische Kämpfer, namentlich aus konservativen und klerikalen Kreisen, sehen das völlig anders und wettern auf Marktplätzen und auf Internetseiten gegen das, was sie für ein „Meinungskartell“ halten, das verteufelt werden muss.

Worum geht es beim Kulturkampf um Sexualpädagogik wirklich?

In der „Sexualpädagogik der Vielfalt“ wird in der Tat „Sexuelle Vielfalt“ als normal angesehen – alles genau so, wie es auch sein sollte. Doch die Gegner der Vielfalt vermissen sozusagen eine konservative, heterosexuelle und auf Fortpflanzung ausgerichtete Leitlinie. Das hat übrigens gewisse Parallelen zu konservativen Politikern, die ständig eine „deutsche Leitkultur“ fordern. Das Problem ist nur, dass kaum noch jemand „Leitlinien“ wie kulturelle Nationalität, Sexualität, Religion oder Ideologie benutzt, weil sie ihm keinen persönlichen Nutzen bringen – und letztendlich auch der Gesellschaft nicht, in der er lebt. Und was uns nützt oder schadet – sei es persönlich oder als Gruppe – wird nicht „von oben herab“ bestimmt, sondern es entsteht aus der durchsetzbaren Summe der vielfältigen Meinungen und Erfahrungen mit sich selbst und anderen.

Flügelkämpfe der Ideologen – und keine Mitte

Im Moment, so scheint es, kämpfen zwei Gruppen gegeneinander, die sich aus der Mitte entfernt habe. Da wäre einerseits eine relativ kleine Gruppe, aus der schwul-lesbischen Szene, die ihre eigenen Formen der Sexualität in den Mittelpunkt stellt und aus dieser Sicht argumentiert. Und auf der anderen Seite steht die Gruppe der Gestrigen, die allein den Gedanken an Vielfalt schon für Teufelswerk halten. Manchmal wird behauptet, dass in dieser Gruppe auch die „Fachleute“ zuhause wären, weil sich in dieser Gruppe auch manche Psychotherapeuten wiederfinden. Doch sollte man dabei bedenken, dass die Profession (Psychotherapie) möglicherweise gar nichts mit „Glaubwürdigkeit“ zu tun hat, denn auch in diese Wissenschaft fließt stetig Ideologie ein.

Was völlig fehlt, ist die Mainstream-Meinung – und die ist klar und eindeutig, dass jeder über seine eigene Sexualität selbst bestimmen kann, darf und soll, solange er niemanden anderen dabei schädigt. Und Gesundheit? Jede Lebensweise kann gesund sein, wenn sie Körper, Geist und Emotionen beflügelt. Und für die „Integration der körperlichen, emotionalen, geistigen und sozialen Aspekte“ der Sexualität in das Leben ist eigentlich nur ein Mensch verantwortlich – derjenige, der dies gerade liest und befürwortet oder ablehnt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr aus der Rubrik:
intime fragen

 Salbungsvoll oder knallhart?
   (7. April 2016)
 Frühjahrsputz beim Liebesleben
   (22. März 2016)