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Warum „Besorgte Eltern“ nicht wirklich besorgte Eltern sind

Ich könnte es mir einfach machen: Dann wären „besorgte Bürger“ einfach verstörte Angsthasen, die sich in ihrer kleinstädtischen Beschaulichkeit gestört fühlen. Und „besorgte Eltern“, wären dann einfach verirrte Sektierer, die sich vor lauter Bigotterie, Vorurteilen und sicher auch Scham nicht den Realitäten stellen wollen.

Ehe, Familie und Sexualität – abhängig vom Zeitgeist

Fakt ist: Wie wir Ehe, Familie, Kinder und Sexualität betrachten, ist überwiegend, wenngleich nicht ausschließlich, abhängig vom Zeitgeist. Leider haben die „besorgten Bürger“ ganz und gar den Draht zur Geschichte des Bürgertums verloren, sonst wüssten sie, wie stark sich beispielsweise die Ehe allein in den letzten 116 Jahren gewandelt hat.

Die neuesten Erkenntnisse sind oft nur neue Behauptungen

Dabei stehen sie nicht allein: Dummheit, Dreistigkeit und Selbstherrlichkeit gehen auch bei Intellektuellen eine fatale Ehe ein. Denn die neuesten angeglichen „Erkenntnisse“ aus Soziologie und Psychologie werden stets als „richtig“ angesehen, so sandig der Boden auch sein mag, auf dem sie fußen. Sie werden schon morgen wieder verschwinden und durch neue Behauptungen ersetzt werden, die dann ebenso windig sein werden.

Warum ausgerechnet bei Sexualität das Besorgtheitskorsett anziehen?

Wenn sich heute „besorgte Eltern“ über Sexualerziehung äußern, so hat dies etwas Skurriles: Niemand ist besorgt über den Mangel an physikalisch-technischem Wissen, kaum jemand prangert die sprachliche Verdummung an. Wissen zu verinnerlichen und es tief zu verwurzeln hat die Schule als Institution längst aufgegeben. Und häufig bekommt derjenige die guten Noten, der zum Termin fleißig gelernt hat – der hirnlose Streber.

Und der Sexualkundeunterricht? Nehmen wir einmal an, er fände tatsächlich statt, und er würde dabei auch äußert kompetent gehalten, was allgemein stark bezweifelt wird. Was beinhaltet er dann?

Sexualwissen aus „Bio“ ist keine Aufklärung

Zeugung, Verhütung, Schwangerschaft und Geburt – das ist es, was offenbar von den Eltern erwartet wird und biologisch abhandelbar ist. Natürlich alles klinisch rein und ohne Facetten und in völliger Abstraktion vom wirklichen Leben. Sagen wir es doch mal klar: Der Aufklärungsunterricht der meisten Schulen mag die Bedürfnisse des Lehrplans mal gerade so „lala“ erfüllen, die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler erfüllt er nicht.

Der Schule die Aufklärung überlassen und am Ende herummotzen

Und nur mal ganz nebenbei: Diese angeblichen „besorgten Eltern“ könnten wahrlich selbst etwas dafür tun, um ihre Kinder auf alle Aspekte des Lebens vorzubereiten. Der Schule alles überlassen und am Ende motzen, dass die Schule alles falsch macht, ist unredlich und hinterlistig.

Seit einiger Zeit gibt es ein Buch, das aufhellend wirken könnte, wenngleich es nur einen winzigen Abschnitt der Geschichte beschreibt: Die Bundesrepublik Deutschland zwischen 1950 und 2010. Christin Sager hat dazu Dokumente gesammelt und aufgewertet. Vielleicht sollten es die „Besorgten Eltern“ einmal lesen – falls sie sich überhaupt mit der Realität konfrontieren lassen wollen. Denn in einem Punkt liegen die „Besorgten Eltern“ völlig schief: Realität ist nicht das, was als Wahrheit vorgegeben wird, sonder das, was als Wahrheit erfahren werden kann.

Buch: Das aufgeklärte Kind: Zur Geschichte der bundesrepublikanischen Sexualaufklärung (1950-2010) von Christin Sager.
Mehr können Sie im Tagesspiegel dazu lesen.

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