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Sex: Lass dich nicht abstempeln und entwerten

Keine Etiketten auf der Stirn und im Hirn, sondern Freiheit

Keine Etiketten auf der Stirn und im Hirn, sondern Freiheit (siehe Anmerkung)

Das eigene Sexualverhalten ist eine Facette der Persönlichkeit – keine Identität. Wer sich trotzdem öffentlich als „schwul“, „lesbisch“, „Bisexuelle oder gar – als Reaktion darauf – als „heterosexuell“ beflaggt, zeigt vor allem, dass er Mitglied des Klubs ist, dessen Wahrzeichen er trägt. Mehr nicht. Und das ist verdammt wenig.

Es gibt kaum noch echte Überzeugungen, für die man Seite an Seite steht. Und weil das so ist, klammert man sich daran, zu Gruppen zu gehören, die es im Grunde gar nicht gibt.

Sexuelle Präferenz – die gute Kiste mit Etikett?

Die Homosexuellen werden widersprechen. Der Chor der LGBT-Gemeinde wird in den Widerspruch einfallen. Sie werden sagen, dass es gut ist, in eine Kiste einzusteigen, auf der ein Sex-Etikett klebt. Begründet wird dies selten. LGBT ist ein Interessenverband für Gender-Angelegenheiten, weiter nichts. Bei den Feministinnen wird es schon schwieriger: Kommt sehr darauf an, ob sie Rechte verteidigen oder Feuer legen wollen. Und nicht zuletzt, ob sie Männer hassen, Frauen lieben oder sich einfach mehr Gerechtigkeit wünschen.

Doch zurück zur Sexualität. Warum sollte uns durch unser Geschlecht oder durch eine darin befindliche sexuelle Ausrichtung auszeichnen? Macht sie die Befürworter der Etiketten und Sortierungen besser oder schlechter? Bekommen die mit einem Etikett versehnen einen Rabatt beim Käsehändler oder im Baumarkt, wenn sie ihre Etiketten vorweisen? Nein.

Was passiert, wenn man eine Schublade gewählt hat? Man wird Jazzfan, Anhänger des ersten FC, Befürworter einer Automarke oder eines Betriebssystems, und im Sexuellen eben Stínknormaler oder Abweichler. Die andren werden Abweichler, Konkurrenten, Gegner. Wobei nicht einmal die LGBT-Leute gemeint sind, sondern alle, die sich „irgendwie“ sexuell als „etwas“ definieren: Swinger, SM-Anhänger, Fetischisten. Und alle bilden ihre Untergruppen, mit denen sie sich mal identifizieren und mal nicht: Subs sind keine Doms, und Doms keine Subs. Bei den SM-Cliquen grenzen sich die bedächtigen SSC- von den blindwütigen RACK-Anhängern ab.

Ist es gut, sich abstempeln zu lassen?

Was ist so gut, daran, dazuzugehören? Was ist der Vorteil, wenn man in eine der Schubladen hineinkriecht? Was ist überhaupt „gut daran“, wenn man mit den Wölfen heult, sich vereinnahmen lässt? Was ist so wertvoll, wenn man die eigene Individualität zugunsten des Kollektivs abgibt? Wird die Kamera oder das Betriebssystem, das Auto oder der Fetisch, wertvoller, wenn man seinem Liebhaberverband beitritt?

Sollten wir nicht vorsichtiger sein, wenn wir uns der Macht und der Gewalt von Gruppen unterordnen? Üblicherweise wandeln wir die Gruppe nicht, der wir beitreten – aber sie wandelt uns. Wir müssen plötzlich Ansichten übernehmen oder gutheißen, die uns fremd sind. Warum? Aus Solidarität? Warum aus Solidarität, wenn wir in Wahrheit anders denken?

Eine kritische Autorin stellt fest:

Hat man eine Schublade gewählt, stellt man fest, dass die Schublade „mich in etwas verwandelt“. Sie nimmt etwas von der Individualität, kreiert den Stereotyp einer Person und bestimmt die Beziehungen zu anderen entlang stereotyper Bahnen. Ebenso wie die alten Gesellschaftsstrukturen der Kaste oder des Standes wird die Identitätskategorie als etwas Fremdes, von außen Kommendes empfunden, das den Menschen beherrscht.

Man muss weder deutsch, noch klug, noch kritisch sein, um zu lernen, dass es auf Dauer nichts bringt, den Ideologien von Gruppen anzuhängen. Menschen schließen sich zu Gruppen zusammen, wenn sie etwas erreichen wollen, das sie als Einzelne nicht können. Arbeiter taten es, Frauenrechtlerinnen taten es, und Homosexuelle taten es. Diejenigen, die kämpferisch, solidarisch, konsequent und mit wenig Ideologie auftraten, erreichten etwas. Diejenigen, die alle in ihre engen Denkweisen hineinziehen wollten, wurden Extremisten, deren Horizonte am Deckel der Schuhkartons enden, in die sich sich verkrochen.

Warum sollten wir uns abstempeln lassen? Und vor allem: Warum sollten wir uns das Diktat von Minderheiten aufzwingen lassen, diese Stempel jederzeit öffentlich zu zeigen?

Ich kann keinerlei Grund dafür erkennen, warum wir dies überhaupt tun sollten. Und schon gar nicht in unserer Sexualität.

Zitatenquelle (Josie Appleton) und weitere Ansichten zum Thema: Notesonfreedom und (deutsch) Ruhrbarone.

Anmerkung: Warum bilde ich dieses Haus ab? Wessen Amtssitz war es in einer ehemals sehr bekannten Fernsehserie? Und worum ging es dabei?

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