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Online-Dating-Unternehmen: Beschenken lassen und Geld fordern

Datenbankzugriff - doch wer liefert die Ressourcen?

Datenbankzugriff – doch wer liefert die Ressourcen?

Wer mich kennt, der weiß: Ich bin dafür, dass am Markt Dienstleistungen angeboten werden – und ich plädiere dafür, dass diese auch bezahlt werden müssen. Doch „Dienstleistung“ bedeutet, dass ganz konkret ein Dienst geleistet wird. Und damit haben wir das Hauptproblem der Online-Dating-Branche gefunden: Sie leistet in Wahrheit so gut wie keine Dienste.

Sie haben das Recht, Ihre Daten zu verschenken …

In Wirklichkeit erhalten Sie als Mitglied gnädigst die Erlaubnis, die Datenbank dieser Unternehmen mit einer wertvollen Ressource anzureichern – Ihrem Profil. Sie schenken dem Unternehmen, bei dem Sie „Mitglied“ werden, sozusagen eine wertvolle Morgengabe. Verallgemeinert man dies, so haben Millionen Mitglieder im Laufe der Zeit die einzige Ressource erschaffen, über die Online-Dating-Unternehmen überhaupt verfügen: den Mitgliederbestand.

Sie müssen trotzdem bezahlen

Nun kommt der Clou: Sobald Sie ihr Profil, also die Ressource der Dating-Unternehmen, verschenkt haben, werden Sie gebeten, dafür noch Geldbeträge zu bezahlen – derzeit locker zwischen 50 und 400 Euro. Wenn Sie genau hinsehen, bekommen Sie dafür hauptsächlich den vollen Zugang zu einer Datenbank und ein Kommunikationsmodul, das auf E-Mail aufbaut und damit so gut wie kostenlos ist. Natürlich kostet der Betrieb der Server, Datenbanken und Software Geld – das ist überhaupt keine Frage, und möglicherweise bezeichnen die betroffenen Unternehmen dies als „Dienstleistung“.

Ich weiß recht gut, dass all dies Geld kostet. Aber es kostet nur einen winzigen Bruchteil dessen, was Sie dafür bezahlen. Der Löwenanteil geht in die ruinöse Werbung, die sich die Unternehmen liefern. Dabei schließt sich dann der Kreislauf: Wieder werden Interessenten geworben, die abermals kostenlose Ressourcen schaffen und dann ebenfalls zur Kasse gebeten werden.

Wie Ihnen weitere Rechte entzogen werden

Was ich Ihnen hier bisher schrieb, gilt für Unternehmen, die auch in meinem Selbstverständnis noch als „seriös“ gelten. Die Seriosität sehe ich darin, dass sie wenigstens nicht versuchen, die geschenkten Daten zu verhökern – denn mache andere Unternehmen lassen sich gleich mal in die AGB reinschreiben, dass sie jederzeit das Recht haben, Ihre Daten nahezu beliebig weiterzugeben. Es lohnt sich, einmal einschlägige AGB zu lesen – bei manchen Unternehmern haben Sie am Ende gar keine Rechte mehr an sich selbst – jedenfalls, soweit es Ihr Profil betrifft.

Sie haben häufig „das Recht“, von Lockvögeln bezirzt zu werden

Bereits vielfach wurde ein anderes Problem der AGB erwähnt, das überwiegend im Bereich von Erotik-Dating und Causal Dating auftaucht: Sie stimmen dort nämlich teilweise ausdrücklich zu, vom Unternehmer selbst oder von Dienstleistern des Unternehmers mit Lockvögeln eingedeckt zu werden.

Wie das extremste Geschäftsmodell funktioniert

Das ist der Gipfel der Unverschämtheit, aber er wird nicht einmal öffentlich gerügt. Das komplette Paket sieht heute bei einigen „Sex-Dating-Unternehmen“ (1), die sich allerdings nicht immer als solche ausweisen, so aus:

1. Sie lassen sich Ressourcen schenken.
2. Sie fordern sodann Geld dafür, dass Sie die Datenbank und/oder die Kommunikationsmethoden nutzen dürfen.
3. Sie „vereinbaren“ mit Ihnen, dass ihr Vertrag, falls er nicht gekündigt wird, immer wieder automatisch verlängert wird.
4. Sie „vereinbaren“ oft mit Ihnen, dass Ihre sensiblen Daten jederzeit weitergegeben oder veräußert werden dürfen.
5. Sie „vereinbaren“ manchmal mit Ihnen, dass Lockvögel unerkannt mit Ihnen in Kontakt treten dürfen. (Vor und nach Vollmitgliedschaft).

Ich sage noch einmal ausdrücklich, dass die Punkte vier und fünf nicht auf alle Unternehmen zutreffen, während die Punkte eins bis drei heute die Regel sind.

Geschäftsgrundlage als Bonus verkaufen

Kommen wir zurück zu den „seriösen“ Unternehmen. Die angeblichen „erweiterten“ Dienstleistungen bestehe aus einem Persönlichkeitsprofil und dem sattsam bekannten, als Marketing-Instrument verbreiteten „Matching“, auch „wissenschaftlicher Partnertest“ genannt.

Für die Unternehmen, die sich „Online-Partervermittlungen“ nennen, ist der Persönlichkeitstest aber keine Dienstleistung, sondern die Geschäftsgrundlage, ohne die sie gar nicht handlungsfähig wären. Tatsache ist: Auf diesem Test beruht das umstrittene „Matching“, also die angeblich passgenau Zusammenführung der Partner. Was „Matching“ wert ist, wissen alle, die sich mit der Wissenschaft vom Menschen beschäftigen – tendenziell fördern sie den Barnum-Effekt und der Erfolg beruht zumeist auf dem „Vorstell-Effekt“. Das muss nicht einmal verwerflich sein, aber es ist eben keine Dienstleistung, die einen Geldwert repräsentiert. Rein „wissenschaftlich“ ist keine Methode bekannt, die aufgrund von Persönlichkeitsgutachten den Erfolg von Beziehungen voraussagt.

Was also bedeuten die angeblichen „Dienstleistungen“ der Online-Dating-Unternehmen für den Kunden? Das lässt sich mit einem Satz sagen: Alles, was Sie beim Online-Dating für den Erfolg tun können, müssen Sie selbst machen.

Ansonsten gilt: Sie sind nicht der Kunde der Online-Dating-Unternehmen, sondern die Ressource, die diese Unternehmen für ihre Geschäfte einsetzen. So, wie es der Internet-Guru Jaron Lanier von anderen Internet-Unternehemn auch sagt.

(1) Manche Dating-Konzerne betreiben ihre Geschäfte unter vielen, recht unterschiedlichen fantasievollen Markennamen, wobei es durchaus möglich ist, dass „Casual Dating“ und „Normales Dating“ miteinander abgemischt wird.

Bild: Collage aus Internet-Quellen.

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