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Heiße erotische Themen und ausgekaute Kaugummis

Ausgekauter Kaugummi, gelangweilte Frau im Bett

Ausgekauter Kaugummi, gelangweilte Frau im Bett

Manchmal, wenn ich mich morgens an meinen Arbeitsplatz setzte, komme ich mir vor, als hätte ich einen Kaugummi über Nacht an den Bettpfosten geklebt, und als würde ich ihn am Morgen von dort wieder wegnehmen und erneut zu kauen. Falls Sie das schon mal gehört haben: ja, es ist bei Lonnie Donegan entlehnt.

Sehen sie, passionierte Lust und Leidenschaft, Liebe und Sehnsucht, aber auch Sex und Wollust – das sind Themen, aus denen der Geschmack entschwindet, wenn man zu lange darauf herumkaut.

Am Ende werden Penisse in Vaginen oder die magische Übereinstimmung von Partnersuchenden dann ebenso interessant wie die Kompatibilität von Steckern und Steckdosen.

Ohnehin ist so gut wie alles, was wir Autoren über die Liebe schreiben können, eine Spekulation über die Möglichkeiten, irgendwie zusammenzukommen. Denn im Grunde ist es völlig gleich, wann, wie und wo sie wen für was kennenlernen. Hauptsache, es macht Ihnen Freude.

Ja, und wo bleiben da die Themen? Wenn sich RTL nicht gerade mit seinem unsäglichen „Nacktdating“ breitmachen würde, gäbe es kaum noch öffentliche Kontroversen, es sei denn im Lager der politischen Rechten.

Alles wirklich ausgelutscht, oder war da noch etwas?

Oder gibt es sie doch, die Themen? Was ist beispielsweise mit der „neuen Prüderie“? Was mit der Art von Neusprech, die man mit „sozialer Korrektheit“ bezeichnet? Warum werden Frauen beschämt, wenn sie häufiger den Partner wechseln, Männer aber nicht? Warum ist es für Ehefrauen so schrecklich, wenn ihre Ehemänner „fremdgehen“, während sie selbst sich ohne Scham in fremden Betten wälzen?

Ja, es gibt sie eben doch, die Themen. Zum Beispiel, wie wir das Knäuel entwirren, das daraus entsteht, dass alle sagen, „auf Augenhöhe“ heiraten zu wollen aber kaum jemand weiß, wo seine „Augenhöhe“ eigentlich ist?

Oder was ist mit den Frauenzeitschriften, die ständig schreiben, wie Frauen besseren Sex bekommen können, aber niemals, wie sie den Partner dazu aufgabeln können?

Es gibt sie noch, die heiklen Themen. Und das sind fast alle, auf die sich das Gleichnis von Stecker und Steckdose nicht anwenden lässt. Was ist mit Oral- oder Analverkehr? Mit sinnlichen Schlägen und Fesselungen? Oder, falls sie eher auf der Vanille-Schiene zu reisen: Wie erhalten Sie sich ihre Liebe, ihre Lust oder ihre Leidenschaft? Akzeptieren Sie, wenn ihr Partner Rollenspiele vorschlägt oder sich Ihre Partnerin wie eine Hure kleidet, um Sie in „alter Pracht“ zu sehen?

Auch ziemlich heikel: Was machen sie eigentlich, wenn sie längere Zeit keinen Partner haben? Surrogate, wie etwa Callgirls oder Escortmänner? Artikel aus dem Erotik-Versandhaus? Die alkoholisierteste Frau an der Bar abschleppen? Triefaugen machen und sich selbst bedauern? Oder tapfer behaupten, sie wollten eigentlich gar keinen Partner? Sehen Sie pornografische Filme? Und welche würden Sie gerne sehen?

Na klar gibt es Themen. Jede Menge. Aber: Sie sind heikel. Sie könnten manche Leserin und machen Leser verunsichern und vielleicht gar erschrecken.

Sollten wir es trotzdem wagen? Was meinen Sie dazu?

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