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Nachtgedanken zum Dating

Damals hatten wir noch „Heiratsanzeigen“ in den vornehmen Gazetten und gerade erst setzte sich durch, dass einige Zeitungen auch „Bekanntschaften“ führten und manche gar noch „Begegnungen“ und „Kontakte“ – die ganz liederlichen Anzeigen konnte, wer Glück hatte, noch unter „Verschiedenes“ platzieren. Dann wartete man, bis jemand auf die Anzeige schrieb – an eine Chiffreadresse. Um die Sache kurz zu machen: Es dauerte. Positive Antworten erhielt man per Telefon, Negative meist gar nicht.

Das Herz schlug höher, wenn man die Anzeigen verfasste, auf sie schrieb oder das Telefon abnahm – denn ein Anruf bedeutete fast sicher ein Date, und ein Date war eine Chance. Es gab Warnungen, vor allem an Frauen – und die Gefahr eines „Blinddates“ wurde damals schon heftigst ausgemalt. Ein guter Mann war schwer zu finden, eine gute Frau ebenso. Viele Männer behaupteten auch damals, dass man auf diese Weise nie eine Frau finden würde und dass alles nur Betrug sei bei diesen Anzeigendiensten. Kommt es Ihnen bekannt vor? Ebenso behaupteten immer wieder Damen, Männer würden bei ihnen ausschließlich Sex suchen. Ich kannte eine dieser Damen. Sie suchte nach Männern, die kaum etwas anderes als Sex suchten.Ich blättere in dem kleinen Buch*, das vor mir liegt: „Computervermittlung“ heißt eine Überschrift – und alles in diesem Artikel ist wahr: Der Computer kann alles viel schneller, suchen, finden, vergleichen – ein wahres Wunder. Sollte ich wörtlich zitieren? Ja: Für den Suchenden erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, einen seiner Vorstellung entsprechenden Partner mit einem geringeren Zeitaufwand … zu finden“.

Hellsichtige Leute, damals im Jahr 1985 – und gescheiter als so mancher Journalist heute – denn die Autoren warnten bereits damals, dass sich auch die Fragen in den Fragebögen manipulativ beantworten ließen – Psychologie hin, Psychologie her. Und noch etwas sagten Sie: „Computer können nichts über die Ausstrahlung eines Menschen aussagen oder erkennen“. Was für ein einfacher Satz – wie wahr. Er muss auf manche Schönschreiber wie ein Faustschlag wirken: K.O in der ersten Runde.

Natürlich kenne ich all die Argumente, die jetzt kommen, aber sehen Sie: zufälligerweise kenne ich eine Menge Psychologen, Mathematiker und Programmierer – und sie wissen natürlich alle, dass Computer so gut wie gar nichts über „passende“ Partner aussagen können – ihnen fehlen die Sensoren für das, was wir flapsig „die Chemie zwischen den Partnern“ nennen. Computer sind eben nicht klüger geworden. Sie sind immer noch die alten Blechkisten, die ziemlich gut rechnen können – aber sie sind eben keine Menschen. Nur Menschen sind Menschen. Computer sind beziehungsblöd.

Vergaß ich Ihnen zu erzählen, dass ich seit vierzig Jahren das Geschäft mit der Einsamkeit verfolge? Ich denke, Sie haben einen Experten gefunden, wenn Sie einen suchen. Brauchen Sie einen?

*Das Buch: Linda und Rüdiger Drenk: „Aktive Partnersuche per Inserat“, Reinbek 1985

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