Mieses Online-Dating: Wie Geschäftemacher der Branche schaden
Vor vielen Monaten hatte ich in Barcelona eine Unterhaltung mit einer schönen Dame, die mir frank und frei erklärte, wie ein Abzock-Unternehmen im Sex-Dating funktioniert. Der einzige Unterschied ihres Portals zu allen anderen, so sagte sie, sei, dass sie den sexbedürftigen jungen Männern wenigstens noch lustvolle Unterhaltung bieten würde – andere würden nur absahnen und gar nichts bieten.
Seither habe ich mein Radar in Richtung „halbseidene Börsen“ ausgerichtet – und sehe immer wieder, wie die Masche funktioniert: Für Monatsbeiträge zwischen 20 und 40 Euro kann man „Premiummitglied“ werden – aber man bekommt nur formal etwas dafür (zum Beispiel: eingehende E-Mail lesen dürfen) , aber nichts wirklich Brauchbares, von Sex-Abenteuern ganz zu schweigen. Um es frank und frei zu sagen: das war auch eigentlich nicht anders zu erwarten. Ich will Ihnen das einmal vorrechnen.
Bestenfalls 2000 Online-Sexsucherinnen in ganz Deutschland?
Wenn ich einmal schätzen darf, so glaube ich, dass es in der Bundesrepublik etwa ein Prozent weibliche Singles gibt, die tatsächlich so neugierig (und leichtfertig) sind, sich permanent aktiv und ohne sogenannte „finanzielle Interessen“ auf Sexabenteuer einzulassen. Das wären von den angeblichen sieben Millionen suchenden Singles also 70.000, wobei die sieben Millionen ausgesprochen großzügig hochgerechnet wurden. Auch das „eine Prozent“ liegt an der oberen Kante des Möglichen. Die meisten dieser 70.000 befinden sich auf konventionellen Dating-Portalen oder auf typischen Casual Dating Portalen, bei denen die Persönlichkeit besser geschützt ist als bei Sexportalen. Nehmen wir einmal an, dass sich tatsächlich ein Viertel davon in Unkenntnis der realen Bedingungen auf Sexportale verirrt hat, so wären dies für die ganze Republik etwas großzügig gerechnet 18.000 Mitglieder. Bei einem Frauenanteil der Sexportale von (ebenfalls äußerst großzügig gerechneten) 35 Prozent also etwa 6.300 – wohlgemerkt, für die gesamte Republik. Wir bereits erwähnt, können nicht erwarten, dass die meisten „lustvollen“ Frauen unter 30 sind, und so ergibt sich eine Gesamtzahl der „ganz jungen“ Frauen, die auf einschlägigen Portalen ausschließlich nach Sex suchen, von gegen 2000.
Diese Modellrechnung hat den Nachteil aller Rechnungen ähnlicher Art – aber sie hat einen Vorteil: Sie beweist, dass die angeblich nach Hunderttausenden zählenden „heißen Feger“ eine reine Erfindung der Sex-Branche sind.
Ich weiß, was viele von Ihnen denken: Es geschieht den „doofen Männern“ gerade recht, die nach Sex gieren und denen am Ende eine lange Nase gedreht wird. Kein Sex, Geld verloren, Abonnement am Hals.
Aber ich kann mir auch vorstellen, dass all diese Geschäftemacher der gesamten Branche schaden: Oftmals wird Sex-Dating als Online-Dating angepriesen. In letzter Zeit werden Angebote so vermischt, sodass man glaubt, auf einem seriösen Portal zu sein und in Wahrheit (beispielsweise durch Weiterereichung) längst auf einem fragwürdigen Sex-Portal ist.
Merkwürdig: Es reicht, jeden Tag 10 Dumme zu finden – und schon hat man dreihundert Mitglieder, die einem einen Umsatz von gegen 36.000 Euro bescheren. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmer auf Dummenfang gehen.
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