Studium als Garant für Lebens- und Liebeserfolg?
In Krimis und Groschenromanen, aber selbstverständlich auch in der Wirtschaftspresse werden neuerdings immer häufiger Bildungsstätten erwähnt, mit deren Abschluss „der Erfolg gewissermaßen garantiert“ wäre.
Nun ist „Erfolg“ eines der unschärfsten Begriffe überhaupt. Erfolg steht Ziele voraus, und das Problem bei der Verwendung des Begriffs besteht darin, dass die Ziele selten genannt werden. Gemeint ist normalerweise ein überdurchschnittliches Einkommen verbunden mit hohem sozialen Ansehen. Erfolg kann aber auch darin bestehen, die Angst vor dem Erklettern einer gewöhnlichen Leiter in einer Turnhalle zu überwinden.
Die Frage, die immer wieder gestellt wird: Hat ein Absolvent einer elitären Bildungsstätte das Recht, für sich den Lebenserfolg für sich zu reklamieren?
Die WELT schrieb dieser Tage:
Im erregten Feuilletonintellektuellen rächt sich der Bildungsbürger an der Art, wie Wohlstand verteilt wird: nicht etwa gemäß den Jahren, die mit Kant- und Vitruv-Studien verbracht wurden, sondern nach dem Erfolg in einer vermeintlich geistfernen Marktwirtschaft.
In der Welt des Datings sind es nicht die Reichen, die sogenannte „Ansprüche“ stellen. Es sind diejenigen, die glauben, durch ein Studium einen besseren Platz in dieser Welt zu verdienen. Sie sind es, die dauernd lamentieren, keine adäquaten Partner zu finden. Einen solchen nämlich, so glauben sie, hätten sie sich ebenfalls mit dem Studium verdient.
Ein Studium ist gut – aber die Person dahinter ist wichtiger
Lassen sie mich dies einmal überdeutlich sagen: Sie verdienen sich noch gar nichts dadurch, ein Studium absolviert zu haben, ebenso wie sie sich nichts durch einen Gesellen- oder Gehilfenbrief verdient haben. Hinter jeder Karriere steht die Person, und hinter dem Glück einer Beziehung steht nicht als die Person. Nur die Person kann sich Ziele setzen, nur sie kann entwickeln, „was in ihr steckt“, und nur sie kann Ziele abstecken und den Erfolg kontrollieren.
Erfolg in Beruf und Liebe – Persönlichkeit geht vor Studium
Wirtschaftlicher Erfolg ist von diesen Komponenten abhängig: Persönlichkeit, Geschick, Glück und Ausbildung – vielleicht nicht immer in dieser Reihenfolge.
Erfolg in der Partnerschaft oder Glück in der Liebe folgt anderen Gesetzen. Die Liebe ist in gewisser Weise „geistesfern“ – das sollte sie auch sein. Wer seine Partnersuche beginnt, ob geplant oder ungeplant, sollte wissen, dass die Persönlichkeit im Vordergrund steht, sodann die Zukunftsfähigkeit, zu der auch solide Finanzen gehören, und selbstverständlich das nötige Glück, zur rechten Zeit den richtigen Partner zu finden.
Wer glaubt, dass ausgezeichnete Bildung einen Anspruch auf glückliche Partnerschaft „auf Augenhöhe“ nach sich zieht, sollte sich als Person körperlich und emotional nackt vor den Spiegel stellen: Das wird „gekauft“, genau das – und kaum etwas anderes.
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