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37 Grad und Dating – warum die Sendung scheitern musste

„Suche Traumfrau – Männer auf der Jagd nach Liebe“ – so hieß das Versprechen des ZDF bei einer Sendung im Rahmen der Serie „37 Grad“. Das Ergebnis war enttäuschend – aber hätte es überhaupt besser sein können? War das Experiment nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt? Wir reden Tacheles – wie immer, und wir ergänzen noch dies: Die Sendung war wenig hilfreich für Männer, die im Internet Partner suchen – und möglicherweise desaströs aus der Sicht der Frauen, die auf gute Männer im Internet hoffen.

ZDF-Experiment zum Dating in „37 Grad“ : restlos gescheitert

Drei Männer suchen nach Liebe – und allen haftet etwas an, was man nicht so recht im Fernsehen darstellen kann. Die Frage ergibt sich, ob man etwas tun sollte, was von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Ich gebe die Antwort sogleich und vorab: Das Experiment des ZDF in „37 Grad“ ist gescheitert, weil es nur scheitern konnte.

Anspruch der Autorin: merkwürdige Auswahl

Die Autorin Iris Bettray hatte folgenden Anspruch (Zitat):

Wir waren uns in der Redaktion einig, dass wir nur Männer porträtieren wollten, bei denen nicht gleich erkennbar werden würde, warum sie ohne Partnerinnen sind. Unsere Suche richtete sich speziell auf Single-Männer, die durch Ausbildung, Beruf oder Äußeres eine gewisse Attraktivität ausstrahlen und viele Beziehungserfahrungen hinter sich haben sollten.

Intim sein sollende Einblicke – in Wahrheit nichts dahinter

Das Grundproblem dabei ist schnell erkannt: Da werden drei Männer porträtiert, die einen Teil ihres intimsten Privatlebens nach außen kehren sollen, dies aber weder wollen noch können. Der Sender scheint dies zu wissen und lässt alles „wirklich“ Private außen vor. Vor allem deshalb zeichnet er von den drei Männern ein Bild, das vorgeblich tiefgründig, in Wahrheit aber völlig oberflächlich ist. Diese Tatsache wird dadurch verschleiert, dass man vorgeblich auch ins Privatleben eindringt – dort, wo es klinisch sauber geleckt wurde.

Was suchen diese Männer eigentlich?

Die Männer suchen teils im „richtigen Leben“, teils Online. Die Suche „im richtigen Leben“ erweist sich als skurril und im Grunde genommen völlig unangemessen, aber die Suche im Internet ist nicht minder merkwürdig. Wieder wird eine gewisse Oberflächlichkeit erkennbar – bei einem der Kandidaten wird nicht einmal deutlich, wie er sucht, obgleich er in „drei Datingportalen aktiv“ ist, der zweite sucht betont hybrid, also zwischen Sex und Beziehung, und der Dritte, vom ZDF als „Dating-Experte“ bezeichnet, sucht im Grunde genommen nach einer Illusion – von der angekündigten „systematischen Suche“ war nichts zu erkennen.

Marktfähige Männer – doch wo liegen die Probleme?

Alle drei Kandidaten wären keine „schlechten Partien“, wenn man davon absieht, dass man ihre Hintergründe nicht wirklich erkennen konnte, und alle drei müssten einfach „runter“ von ihren Wunschvorstellungen. Es ist möglich, dass sie es nicht können oder wollen – aber es ist ebenso möglich, dass ihnen allen die Reise mehr Freude macht als das Ankommen – oder dass sie in Wahrheit mit dem Wort „Beziehung“ kaum etwas anzufangen wissen.

Etwas gab mir noch zu denken, als ich das Interview mit der Autorin las (Zitat):

Alle drei Männer sind völlig verschieden, können aber aufgrund ihrer vielen gescheiterten Beziehungen und enttäuschenden Affären ihre Ansprüche genau formulieren.

Des Pudels Kern: Auf Ansprüche lässt sich nichts aufbauen

Bingo! Des Pudels Kern wird manchmal in einem einzigen Satz offenkundig. Die drei geschilderten Männer können zwar ihre Ansprüche formulieren, wissen aber nicht, was sie machen, wenn sie tatsächlich vor der Wahl stehen. Was für ein Unsinn, zu behaupten, man könne aufgrund von „gescheiterten Beziehungen“ und „enttäuschenden Affären“ seine Ansprüche formulieren. Bisher hörte ich derartige Dummheiten nur von Hochnasen-Frauen auf Partnersuche.

Qualität aus dem Scheitern – nein danke!

Damit einmal Klartext geredet wird: Die Qualität neuer Beziehungen ergibt sich niemals aus dem Scheitern, sondern immer nur aus der Fähigkeit, am Gelungenen und Nicht-Gelungenem zu lernen. Die Gestaltung der Beziehung ergibt sich dabei ständig neu aus der Begegnung zweier Menschen, die beide vor allem Glück und Liebe wollen – und niemals aus irgendwelchen „Ansprüchen“.

Die Macht des Mediums „Fernsehen“: welches Botschaft, ZDF?

Da es sich um eine Fernsehsendung handelte, wäre noch zu fragen: welche Botschaft ging von ihr aus?

Für Männer: keine Hilfe, kaum Informationen, oberflächliche Darstellung, einseitige Sichtweisen. Das hilft keinem Mann, eine Frau zu finden – auch keinem der „eher gewöhnlichen“ Männer, die man bewusst ausgegrenzt hatte.

Für Frauen: Mehrdeutig – es wurde nicht klar, warum diese Männer Beziehungen wollten und ob sie überhaupt beziehungsfähig waren. Die Frage, die sich gestern viele Frauen stellten: „Sind die Männer im Internet eigentlich alle so?“ Die Antwort ist zweifellos „Nein“ – aber wenn das Fernsehen einmal Medienmeinung macht – ob bewusst oder unbewusst – dann bleibt eben mehr von dieser Meinung hängen als dies ein Magazin, wie die „Liebepur“ jemals korrigieren könnte.

Quelle der Zitate: ZDF Hintergrund zur Sendung.

Weitere Informationen zur Sendung: Suche Traumfrau, ZDF 37 Grad.

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