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Knallharte Online-Partnersuche oder sanfte romantische Liebe?

Es dürfte keine Frage sein: Online-Dating heute bedeutet für die Unternehmen der Branche kaum mehr als „knallhart Kohle machen“, denn seit diese Dienste nahezu komplett in den Händen von Großunternehmen liegen, zählt in der Konzernspitze nicht mehr das Konzept, sondern nur noch, was am Ende an Geld übrig bleibt. Ob dies ein Schaden ist oder eine Notwendigkeit, ist schwer zu beurteilen. Üblicherweise hofft man ja, dass das Bessere der Feind des Guten ist – doch das Bessere ist nirgendwo am Horizont erkennbar – also müssen wir wohl mit dem „Guten“ vorlieb nehmen.

Zwei Franzosen haben das Problem der Liebe in der Moderne unter die Lupe genommen: Alain Badiou in „Lob der Liebe“ und Jean-Claude Kaufmann „Sex@mour“. Ihr Thema ist (mehr oder weniger) eine Kritik des Online-Datings, das sie als Kulturphänomen (oder als Unkulturphänomen) begreifen. Kaufmann behauptet zu wissend, wie die Liebe heute „abgeht“, ihm fehlt aber die Tiefe – der Besuch von Foren, in denn über Online-Liebe diskutiert wird, bedeutet keine Einsicht in die Begegnungen, sondern eine Draufsicht. In Foren werden selten positive emotionale Erfahrungen diskutiert. Genau genommen ist dies auch gar nicht möglich.

Immer wieder: die „romantische Liebe“

Alain Badious Buch „Eloge De L’Amour“, in Frankreich ein Beststeller (deutsch „Lob der Liebe“ ) ist ein Dialog, und er geht tiefer, weil er die „innere Bedeutung“ der Liebe, insbesondere der sogenannten „romantischen Liebe“ beleuchtet.

Partnersuche und Partnerwahl sind Prozesse, die mit Liebe zunächst gar nichts zu tun haben.

Es wäre sehr wünschenswert, wenn wir die beiden Begriffe – also „die Liebe erringen“ und „Online-Dating“ einmal aus der Diskussion nehmen würden: Partnersuche und Partnerwahl sind Prozesse, die mit Liebe zunächst gar nichts zu tun haben, sondern mit Begegnungen. Ob diese Begegnungen in Romanzen, Affairen, Sex, Ehen oder gar nichts enden, gehört zu einem komplizierten Auswahlspiel, das noch niemals jemand wirklich ergründet hat – es sei denn Betrüger(innen), die ihre Opfer in Sexfallen hineintricksen.

Früher war die Liebe romantisch – die dümmliche Einschätzung

Wer behauptet, dass es die „romantische Liebe“ sei, die früher gegolten habe und ein knallharter Vorwahlprozess, der heute gilt, der vergisst, dass er darüber gar nichts wissen kann – es sind reine Gedankenspiele mit ehemaligen und heutigen Möglichkeiten. Man schöpft aus den Quellen, die man gerne als „wahr“ annehmen würde, und vergisst, dass Ehe im „guten Bürgertum“ des 19. Jahrhunderts ein extrem peinliches Geschacher für Väter war, die ihre Töchter „unter die Haube“ bringen mussten.

Das Kennenlernen hat mit romantischer Liebe gar nichts zu tun

Wir alle täten gut daran, das „Kennenlernen“ als Prozess zu begreifen, der entweder willentlich gesteuert vermeintlich zufällig abläuft, zu dem aber in jedem Fall zahlreiche Begegnungen nötig sind. Einander kennenzulernen ist nichts anderes, als einander zu begegnen und miteinander zu kommunizieren. Wie wir auf dieses Vehikel „Kennenlernen“ kommen, ist dabei völlig gleichgültig, solange wir guten Willens sind.

Kohle machen mit dem Buch im Trend

Am Ende muss man dies sagen: Auch Buchautoren und insbesondere Verleger hängen sich an Trends, um an ihnen zu verdienen. Ob es dabei wirklich um das Kennenlernen, um die Liebe und um den kulturellen Wandel geht, oder darum, schnell mit Trends Geld zu machen? Das dürfen gerne Sie entscheiden, liebe Leserinnen und Leser.

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