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Manche Studien bringen sinnreiche Ergebnisse – und nützen doch nichts

Ich habe schon mehrfach eine Studie unter der Federführung von Professor Asendorpf und seinem Team zitiert, der in einer beachtenswerten Langzeitstudie die Erfolge des sogenannten Speed-Datings untersuchte.

Wie ich bereits mehrfach erwähnte, waren die Erfolge beim Speed Dating ausgesprochen mager – und überhaupt widerlegte die Studie zahlreiche Annahmen über die Partnerwahl. Die wichtigsten Ergebnisse:

– Die Kulturprägung bei der Partnerwahl ist entscheidender als die evolutionäre Prägung.
– Speed Dating hat ausgesprochen minimalen Erfolgsaussichten, speziell für Langzeitbeziehungen.
– Gleichheit hat eine ausgesprochen geringe Bedeutung bei der Aufnahme von Beziehungen.

Das einzige Problem an der Studie war, dass man sie sofort verallgemeinert hat, und auch auf andere Formen menschlicher Begegnungen (zum Beispiel Blind Dates) projizieren wollte. Dies hat der Studie mehr geschadet als genützt.

Weitere Erfahrungen, die die Forscher veröffentlichten, waren beispielsweise, dass Frauen mit dem Alter weniger wählerisch wurden, Männer hingegen deutlich wählerischer. Diese Tatsache ist allerdings seit langer Zeit bekannt und beruht nicht auf Psychologie, sondern auf den Gesetzen des Partnermarktes.

Nun hat Online Personal Watch diese Studie in seinem Wissenschaftsteil erneut aufgegriffen und versucht, daraus Ableitungen für das Online-Dating zu finden.

Die Ableitungen sind teils banal, teils abenteuerlich interpretiert (gekürzt):

1. Das Gesicht ist wichtig – sowohl beim Foto wie auch bei der realen Begegnung.
2. Die Absichten (Sofortkontakt oder Beziehung) sind entscheidend für den Verlauf der Beziehung.
3. Über die Zeit ändern sich die Absichten kaum, das heißt, sexuelle Sofortkontakte werden selten zu Beziehungen.
4. Junge Frauen und ältere Männer sind wählerischer als andere Gruppen.

Ob sie uns nützen? Ich bezweifle es sehr. Das Gesicht zählte schon immer mehr als der Körper, bei klaren Absichten für einen ONS kommt es selten zu einer Beziehung, und die Marktgesetze lassen sich ohnehin nicht ändern.

Was ich (unter anderem) bei deutschen Partnersuchenden beklage: Man kann beispielsweise Männern unter 30 oder Frauen über 40 dutzendfach erklären, dass ihre Strategien fragwürdig sind, weil sie gegen eine beachtliche Konkurrenz ankämpfen. Dennoch verfallen sie immer wieder in die alten Muster. Erst kürzlich hatte ich Kontakt mit einer Dame über 45. Das Einzige, was sie wirklich anstrebe, sei eine neue Dauerpartnerschaft mit einem Mann über 50. Sie konnte mir aber (wie fast alle anderen Frauen dieses Lebensalters auch) nicht im Geringsten klarmachen, welche Merkmale sie hat, die sie als „bevorzugte Partnerin“ qualifizieren.

Manchmal ist es vergebliche Liebesmüh, Menschen bei der Partnersuche zu beraten. Daran muss ich mich wohl gewöhnen.

Zur Studie.

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   (10. November 2011)