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Der Dating-Irrtum: Ich bin ich und du bist ein Objekt

Das sogenannte „Dating“, also die Partnersuche, hat sich zu einem gigantieschen Geschäft ausgeweitet – und hat dabei einen gefährlichen Irrtum produziert, für den die Betreiber nicht einmal verantwortlich gemacht werden können. Sehr vereinfacht ausgedrückt kann man es so sagen:

Der Partnersuchende fühlt sich mittlerweile wie in einem Restaurant: Ob viel oder wenig auf der Speisekarte steht, er darf aussuchen.

Der Mensch wird zum Objekt des Anderen

Die potenziellen Partner(innen) werden zu bloßen Objekten. Sie sollen die Einsamkeit vertreiben, das Ego stärken oder die sexuellen Begierden befriedigen. Die partnersuchende Dame mit Beziehungswunsch ist dabei ebenso betroffen wie der Filou, der heute noch mit einer Frau ins Bett steigen will. Keiner ist besser als der andere: ICH habe Anspruch, ICH will, ICH wähle.

Edel-Partnersuche oder Sex: ein Objekt bleibt ein Objekt

Was vereint also diese „Edel-Partnersuchenden“ und die Sexhungrigen? Sie halten den Anderen für ein Objekt, das es unter die Lupe zu nehmen gilt, oder das man „flachlegen“ kann. Sie sehen im Anderen „Material“, das sie für immer oder für eine Nacht in ihr Leben einarbeiten wollen.

Die Person hat Anspruch auf Respekt

Sie vergessen etwas sehr Wichtiges: der andere ist eine Person. Er hat das gleiche Recht, Wünsche zu haben, Ansichten zu vertreten und zu wählen. Frauen und Männer bereiten sich auf ihre Dates vor – und wer sich vorbereitet, der will wenigstens als Person, dann als Frau oder Mann und erst zuletzt als „Kandidatin“ oder „Kandidat“ wahrgenommen werden. Sie sind Personen, keine Objekte. Sie sind Frauen und Männer, also nicht geschlechts- und bedürfnislose Figuren, und sie sind Menschen, also keine Angeklagten, über die es zu richten gilt.

Misserfolge in der Partnersuche – selbst gemacht

Der ständige Begleiter der Menschen bei der Partnersuche heute ist der Misserfolg, der dadurch entsteht, dass Partnersuchende nicht wagen, es mit dem anderen einfach „zu versuchen“. Um Irrtümern vorzubeugen: Niemand versucht mit jedem alles, und das kann auch nicht das Ziel sein. Aber gerade Partnerschaften erfordern Näherungen, die über die eigene Wahl hinausgehen. Mit anderen Worten: Die Beziehung entsteht erst durch viele Begegnungen – lediglich die Frage, ob man es miteinander versuchen könnte, wäre beim Blind Date zu entscheiden.

Wir schulden dem Partner Respekt

Kommen wir noch einmal zurück auf die Person, die Sie treffen. Sie verdient vor allem den Respekt, den wir jedem Menschen schulden. Aber an diesem Menschen ist noch etwas Besonderes: Er möchte mit Ihnen ausgehen, unbedingt mit Ihnen – da könnte man auch rotzfrech fragen: „Warum ausgerechnet mit Ihnen?“ Positiv ausgedrückt: Ist es nicht auch eine Anerkennung für Sie? Er geht nicht mit „Irgendjemandem“ aus, nicht mit einem Kaufobjekt, nicht mit einem Kandidaten, nicht mit einem Neutrum. Er will Sie als Person sehen – und das beinhaltet nicht unbedingt, dass er mit Ihnen ins Bett steigt oder Sie heiratet. Beide Erwartungen können sich als falsch erweisen.

Weisheit vom Psychologen

Der bekannte Psychologe Frederik Salomon Perls hat einmal eine Weisheit niedergeschrieben, die heute als höchst egoistische angesehen wird. In Wahrheit ist sie das beste Argument gegen die Vereinnahmung durch den Egoismus:

Ich lebe mein Leben und du deines. Ich bin nicht auf der Welt, um deinen Erwartungen zu genügen, und du bist nicht auf der Welt, um meine zu erfüllen. Du bist du, und ich bin ich, und wenn wir zufällig zueinanderfinden, ist es wundervoll – und wenn nicht, ist es nicht unsere Schuld.

Neugierig auf Menschen – eine gute Voraussetzung

Das Wichtigste für die Partnerschaft besteht in dem Satz: „Ich bin nicht dazu da, deine Erwartungen zu erfüllen.“ Es schient mir so, als hätten dies viele von uns vergessen. In der Liebe zählt die Erwartung nicht, und in der Partnerschaft muss sie durch Lust, aufeinander zuzugehen, ersetzt werden.

Wenn wir den „Anderen“ beim Blind Date und auch sonst nicht als Person wahrnehmen, haben wir schon verloren. Freilich treffen wir den anderen dann nicht „zufällig“, aber ob wir zueinanderfinden, wissen wir dennoch nicht – da hilft uns nur die Neugierde auf Menschen und der Respekt vor ihnen – und nicht der eigene Bedürfnishorizont.

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   (10. November 2011)