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Partnersuche heute – nicht frei von Zweifeln

Früher waren es die Individualisten, die Spätentwickler und die Streber – und wohl auch einige Menschen, denen – warum auch immer – Steine Weg lagen, der zu anderen Geschlecht führt. Jene also waren es, die sich bei Ehevermittlungsinstituten einschrieben, an Computervermittlungsaktionen teilnahmen und Bekanntschaftsanzeigen aufgaben. Man könnte sie alternativ auch so beschreiben: Diese Menschen waren facettenreich, und sie ließen sich nicht abspeisen mit den damals üblichen Rollenverteilungen und den teils undurchdringlichen sozialen Strukturen – und sicherlich, einige waren auch völlig unattraktiv.

Partnersuche im bürgerlichen Nachkriegsdeutschland

Die große Masse aber entsprach keiner der genannten Eigenschaften. Wer „auf sich hielt“, der hatte sich innerhalb des erweiterten Freundeskreises orientiert, hatte weitere Kontakte auf Partys und Tanzveranstaltungen geknüpft und sich spätestens als junger Angestellter oder Beamtenanwärter in Kolleginnen verknallt. Was hatte einem das Leben schon zu bieten? Man glaubte zu wissen, ein Leben lang im gleichen Beruf derselben Stadt zu leben – und was zum Glück fehlte, war eine Liebe, mit der dann alsbald eine eigene Wohnung geplant wurde, und dann gab es ganz selbstverständlich Kinder.

Konservative Ideen – leider nicht tragfähig

Liest man heute ältere Autoren, so findet man recht häufig die Meinung, die Partnersuche per Inserat, per Institut, oder als Online-Dating sei „eigentlich nicht nötig“. Einer der vor mir ansonsten sehr geschätzten Autoren, Christian Ankowitsch, geht davon aus, dass man im Grund gar nicht umhin könne, einem Menschen zu begegnen, den man heiraten könnte, ein anderer, weniger geschätzter, Hauke Brost, behauptet, man würde seinen Partner im Online-Bereich „wohl eher nicht“ kennenlernen.

Nun ist die Welt nicht ganz so simpel. Seit den 1960er Jahren sind wir nicht nur alle individualistischer geworden, sondern haben auch entdeckt, dass wir „mehr erreichen“ können, als es sich die 1960er-Jahre Jugend erträumte. Frauen können beispielsweise heute fast alles werden, was sie wollen, und dies in beachtlich jungen Jahren. Ich habe inzwischen Bankangestellte und Hotelangestellte in Führungspositionen kennengelernt, die noch keine 30 Jahre alt waren, und oft gehen gerade junge Frauen „erst einmal“ ins Ausland, wenn ihnen die Chance geboten wird. Selbstverständlich stehen auch den Männern mehr Chancen offen: Die Gesellschaftsschichten sind durchlässig geworden, die EU erlaubt Freizügigkeit beim Standort, und bei guten Anlagen und viel Fleiß können ihre Karrieren heute märchenhaft sein. Die Partnersuche? Nun, sie soll „so nebenbei“ erledigt werden, möglichst ohne Zeitverlust, mit einer Vorauswahl per Computer. Ich denke, man darf sich fragen, ob dies wirklich eine sinnvolle Einstellung ist.

Partnersuche – Irrungen und Verwirrungen in dere neuen Zeit

Allerdings gilt auch dies: die Wünsche an den Partner, manchmal auch „Ansprüche“ genannt, sind höher geworden, und sie zu erreichen, wird im gleichen Maße unwahrscheinlicher, je mehr Partnersuchende in dies irrsinnige Denken verfallen. Zugleich wächst auch die Anzahl der Partnersuchenden, die nunmehr vom „neuen“ Rollenverständnis befremdet sind oder sich dauerhaft nicht damit anfreunden wollen. „Gleichheit bei Unterschiedlichkeit“ für das Geschlechterverständnis ist nicht leicht zu verinnerlichen, mag es auch politisch propagiert werden.

Gebildete Frauen – je höher die Ansprüche, umso schlechter die Chancen

Zuletzt, aber nicht als Schlusslicht, muss auch dies noch verstanden werden: Je gebildeter Frauen werden, je mehr Geld sie verdienen und je höher ihre Position in der Gesellschaft ist, umso dünner wir die Luft „noch höher“. Mit anderen Worten: „Hinaufheiraten“ oder wenigstens „adäquat heiraten“ wird immer unwahrscheinlicher. Diese Tatsache wird verdrängt – und nicht wenige Frauen lügen sich dabei ins Handtäschchen. Wie so oft zählen Zahlen und Fakten hier gar nicht – die Hoffnung wird solange aus immer neuen Quellen genährt, bis das „Prinzip Größenwahn“ zusammenbricht. Dann kommt der Katzenjammer – das innere Selbst muss bekennen, im Rennen um den Mann versagt zu haben, während nach außen hin nun forciert die „starke Frau“ herausgehängt werden muss, die gar kein anderes Leben will als die traurige Einsamkeit der Managerin oder Wissenschaftlerin.

Änderungen am Verhalten sind dringend nötig

Das alles kann so nicht bleiben, darf so nicht bleiben und wird auch nicht so bleiben. Aber ob die Selbstregulierungskräfte der Gesellschaft ausreichen werden, um das Ruder herumzureißen und zurück zur Vernunft zu kommen? Manchmal bezweifele ich es, um dann doch wieder Hoffnung zu schöpfen. Denn während ich grundsätzlich jungen Menschen vertraue das Leben glücklich zu gestalten, kommen mir bei den Elitegymnasien doch immer wieder Zweifel: Auffällig oft ist bei Schülerinnen und Schülern von der Karriere die Rede – und für das persönliche Glück bleibt einfach kein Platz mehr.
Ich frage mich, wie man diese Auffassung ändern könnte, pragmatisch, realistisch und sinnreich – und dabei menschengerecht. Eine Antwort habe ich allerdings auch noch nicht gefunden.

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