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Gleich und Gleich – das Problem sind die Psychologen

Seit Jahrzehnten nerven uns Psychologen damit, den Stein der Wiesen beim Matching gefunden zu haben: Gleich und Gleich passen zueinander, und zwar in einem psychologischen Sinne.

Nun wäre jeder aufgeweckte Gymnasiast in der Lage, die entscheidende Frage zu stellen: „In welcher Weise sollen denn die Menschen gleich sein, Herr/Frau Doktor?“ Nur das traut sich kaum jemand. Tut man es dennoch, so wird meistens die Mottenkiste der Psychotests gegriffen: „In den Charaktereigenschaften“, oder in den angeblich so unumstrittenen „Big Five“ („Fünf-Faktoren-Modell“). Ist man erst einmal dort, wird man mit Fremdwörtern dicht gepflastert, die offenbar dazu dienen sollen, die Diskussion zu verunmöglichen – da streicht man als „Laienwürstchen“ dann schnell die Segel – obwohl man leicht erkennen kann, wie wenig sinnreich die Aussagen für die Partnerwahl sind.

Gleich und Gleich? In der Wissenschaft gibt es keinerlei Erkenntnisse, dass „Gleich und Gleich“ perfekte Paarungen ergeben. Selbst die Evolutionswissenschaftler, die ja in letzter Zeit auch sehr zur Geschwätzigkeit neigen, würden solchen Unfug nicht unterschreiben. Die heutige, differenzierte Gesellschaftsordnung ist erst dadurch möglich geworden, dass sich nicht nur „Gleich und Gleich“, sondern auch Ergänzungen und Gegensätze gefundene haben.

Der Volksmund meint auch keinesfalls Charaktereigenschaften, wenn er sagt: „Gleich und Gleich gesellt sich gerne“, sonder er meint, dass sich Menschen gleicher sozialer Herkunft überall erkennen und zusammenfinden würden – mit all den Ausnahmen, die es natürlich auch dort gibt. Überhaupt ist mehr als umstritten, welchen Stellenwert sogenannte „Persönlichkeitseigenschaften“ in Beziehungen haben. Manche angeblichen Partnerübereinstimmungstests berücksichtigen bis heute nicht, dass sich unterschiedliche Eigenschaften auch ergänzen können. Aus dieser Ergänzung entstehen dann oft Synergien, die das Paar nicht nur glücklicher, sondern auch wirtschaftlich stärker machen.

Nun, und während der Volksmund davon ausgeht, dass gleiche soziale Herkunft ein wesentliches Kriterium für das Kennenlernen und das Glück in der Ehe ist, ist diese Erkenntnis bei den Partnertests noch gar nicht angekommen – ebenso wenig, wie der gemeinsame wirtschaftliche Erfolg eines Paares, der zumeist auf Unterscheiden beruht – freilich nur auf ganz bestimmten Unterschieden.

Das Problem sind die Psychologen, die eine äußerst fragwürdige Basis für ihre Tests verwenden. Inzwischen wissen wir, dass mindesten zwei der großen Anbieter Test benutzen, die auf Bewerberauswahlverfahren der Industrie beruhen. Man kann darüber spotten – und das lasse ich hier mal – aber die Frage stellt sich doch, ob diese Tests dem Alltag eines gewöhnlichen Ehepaares auch nur in Ansätzen entsprechen. Doch auch die Konkurrenz kann es nicht besser: Hier wird das Hauptgewicht auf die „Vorstellungen des Paares von der Partnerschaft“ gelegt – da sage ich: „Na und, als Sie Lehrling oder Student waren, hatten Sie berufliche Vorstellungen, nicht wahr? Und haben sich diese so erfüllt, wie Sie es sich dachten?“

Gleich und Gleich – liebe Psychologen, schickt eure Ansichten mal in die Mauser. Im richtigen Leben kommt es immer darauf an, worin man gleich ist, worin man verschieden ist und worin man sich ergänzt – und erst der richtige Mix ergibt dann die Voraussetzungen, um glückliche du erfolgreiche Paare zusammenzubringen.

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