Sorgen statt Lieben?
In meiner Jugend sah ich an Litfaßsäulen zum ersten Mal diese Plakate: „Sorge dich nicht – lebe“. Nicht nur der Slogan kam mir damals sehr merkwürdig vor, sondern auch das Versprechen der Veranstalter: „Die Mutigen fähiger – die Fähigen mutiger machen“.
Als Kind macht man sich keine Gedanken, was dies bedeuten könnte – heute, viel, viel später, begreife ich, was man mir damals sagen wollte (außer, dass es darum ging, einen Kursus zu verkaufen): Es lohnt sich, nicht, sich Sorgen zu machen, weil man dann das Leben vergisst.
Heute treffe ich viele Menschen, die sich um ihre Zukunft sorgen. Sorge bedeutet immer Zweifel: an sich selbst, an den anderen. Die Hauptsorge scheint zu sein, den „wirklich passenden Partner“ zu finden. Meine Mitmenschen durchlaufen psychologische Tests, Partnerübereinstimmungstests, konsultieren echte Therapeuten und falsche Gurus, Kartenschlägerinnen und Astrologen. Sie sind in Sorge, ob sie die richtige Wahl treffen. Es könnte doch schief gehen, nicht wahr? Da ist es doch wichtig, wirklich intensiv zu suchen, zu vergleichen und abzuwägen, nicht wahr?
Sicher ist es das – aber Sie sollten bitte nicht vergessen, dass Sie sich nicht Sorgen machen sollten, sondern die Liebe genießen und sich an ihr erfreuen. Es könnet schief gehen, sicher. Doch solange Sie auf der Seite der „Ja-Abers“ stehen, gewinnen sie gar nichts – weder Liebe noch Partnerschaften. Also: Seien Sie mutig, stürzen Sie sich in die Liebe und kommen sie zur „Warum-Eigenlich-Nicht-Fraktion“. Sagten Sie eben etwas schon wieder „Ja, aber“? Dann rede ich jetzt mal Tacheles: Das Leben beinhaltet immer ein gewisses Risiko des Scheitens und die Liebe auch. Solange Sie nicht schwanger werden oder langwierige STDs fangen (was sich ja wohl verhindern ließe) gibt es keinen Grund, sich der Liebe zu verweigern.