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Der Selbstversuch: ein Tag lang Partnersuchender am Telefon

Der Tag begann mit einem Telefonat gegen acht Uhr am Morgen – darauf war ich vorbereitet. Dass es am Ende fast 90 Gespräche werden würden, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht – aber immerhin, Block und Bleistift lagen bereit, um mir Stichwörter aufzuschreiben – und vielleicht die eine oder andere Telefonnummer.

Warum ich angerufen wurde? Weil ich gewagt hatte, was nur ganz wenige Menschen jemals getan hatten: In eine in Stuttgart erscheinende Zeitung hatte ich eine Bekanntschaftsanzeige gestellt – mit Telefonnummer.

Die ersten Anruferinnen waren Frauen, die irgendwo am Telefon einen Dienst taten, der sie langweilte. Manche sagten, sie wollten nur mal wissen, ob wirklich eine private Person dahinterstünde, bei anderen reichte der Mut nicht einmal, einen Namen zu sagen. Kichernde Frauenstimmen, die offenbar das kollektive Vergnügen suchten, meldeten sich häufiger – für mich galt es dann, Fassung zu bewahren und sie trotz aller Unverschämtheit noch höflich anzusprechen. Dann und wann, vor allem gegen Nachmittag, gab es dann tatsächlich ein Gespräch. „Warum machen Sie das?“ war die häufigste Frage, gleich gefolgt „Haben Sie das schon öfter versucht?“

Immerhin ließ sich ein kleiner Prozentsatz der Anruferinnen wenigstens auf ein Gespräch ein, das sich um persönliche Dinge drehte – etwa ein Fünftel. Die meisten dieser Frauen suchten wirklich einen Partner. Sobald ich dies bemerkte, gab ich private Dinge von mir preis und forderet die Damen auf, auch über ihre Vorstellungen zu sprechen, was recht gut gelang. Allerdings stellte sich sehr häufig heraus, dass es zwischen mir und den Damen keine Gemeinsamkeiten gab.

Am Ende hatte ich ungefähr fünf Telefonnummern, deren Inhaberinnen mich ein wenig interessierten – und ich will Ihnen nicht vorenthalten, was passierte: Meine Favoritin mit sinnlicher Stimme und Tiefgang, mit der ich am Nachmittag noch fast eine halbe Stunde über wunderbare Dinge sprach, erwies sich als volltrunken, als ich sie wieder anrief – und ich beschloss, gar nicht erst ein Treffen zu vereinbaren. Drei hatte der Mut verlassen – vielleicht schämten sie sich am Ende auch dafür, einen wildfremden Mann angerufen zu haben. Schließlich blieb eine übrig, die sich als freundlich, zuvorkommend und am Ende auch noch als blühende Schönheit erwies – und mit dieser wundersamen Frau traf ich mich dann tatsächlich. Es war ein Fiasko, denn eigentlich suchte sie nicht mich, sondern einen Führer durch das Leben, während ich mir eine gleichberechtigte Partnerin wünschte. Mit diesem Problem hatte ich übrigens lange zu kämpfen – es war mein persönlicher Fehler, instabile Frauen anzuziehen, und es dauerte lange, bis ich ihn abgelegt hatte..

Die Sache fand vor etwa 20 Jahren statt – mittlerweile mag alles anders geworden sein – aber ich würde dennoch niemandem raten, die Sache zu versuchen, denn strake Nerven und viel Gesprächstalent sind schon nötig, um wenigstens ein bisschen Gewinn aus einer derartigen Aktion zu ziehen.

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