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Tacheles: die Lustschrei der Mutter und das Leid der Tochter

Sie waren schlecht angesehen, wurden von der Nachbarschaft, den Biedermänner und den Behörden scharf beobachtet, diffamiert und in der Ecke des menschlichen Abschaums abgestellt – mindestens noch bis vor ungefähr 40 Jahren. Die Rede ist von alleinerziehenden Müttern, die besonders unter der verlogenen Sexualpolitik der Adenauerära zu leiden hatten. Ihre Lage war gegen 1967 noch so schlecht, dass man nicht mehr anders konnte, als sich über einen Bundesverband Gehör zu verschaffen: Am 8. Juli 1967 gründete die Herrenbergerin Luise Schöffel den „Verband lediger Mütter“ als Bundesverband in Baden-Württemberg.

Seither ist viel Zeit vergangen – der Aufstand der Jugend, die sexuelle Revolution und die Emanzipation forderten und förderte die selbstverantwortliche Bürgerin – und von ihr alleine soll nun die Rede sein.

Tacheles: Mehr und mehr Frauen gehen rücksichtlos mit sich selbst und anderen um. Seit Frauen selbst auf die Jagd gehen können, tun sie es auch – und achten oft leider nicht sonderlich darauf, welche Art von Wild sie mit nach Hause bringen. Da wird alles angeschleppt, was zu bequem war, “nein“ zu sagen. Mal mehr, mal weniger alkoholisiert kommt Mutter heim – und dann geht es zur Sache: Das Bett quietscht, wilde Lustschrei des Lovers mischen sich mit denen der Hausherrin – mal in einem Durchgang, mal in mehreren Durchgängen.

Und in jeder dieser Nächte wacht die 17-jährige Tochter auf, hört die Lustschreie ihre Mutter und weint in ihr Kopfkissen – nicht nur, weil Mutter ihr ein striktes Ausgehverbot nach 10 Uhr auferlegt hat, nicht nur, weil sie nie bei Freundinnen übernachten darf und nicht nur, weil sie eben auch eine Frau ist. Nicht einmal, weil sie die Tür ihres Zimmers vorsichtshalber abschließen muss, damit sich einer der Lover nicht „zufällig“ in ihr Zimmer verirrt.

Nein – sie fürchtet, dass sie ihre Mutter eines Tages verlieren wird – nicht an die nichtsnutzigen Typen, sondern an den Tod.

Tacheles: Die Mutter weiß nichts von den Gedanken ihrer Tochter, will nichts davon wissen. „Hauptsache, du wirst nicht so früh schwanger wie ich“ ist ihre ständige Rede, wenn sie der Tochter Freunde, Freundinnen und Partys verweigert. Sie denkt, die Tochter schläft, und weiß nichts von den geilen Böcken, die ins Haus kommen. Sie denkt, ihre Tochter ahnt nicht einmal, warum sie im letzten Monat dieses merkwürdige, starke Antibiotikum nehmen musste – doch ihre Tochter, die den Wirkstoff im Internet gesucht hat, weiß es längst: Mutter war geschlechtskrank gewesen – es ist noch einmal gut gegangen, sicher – aber hätte es nicht auch HIV sein können?

Das Bild, das ich hier zeichne, ist genau so viel oder wenig übertrieben wie das Bild, das die alleinerziehenden Mütter bisweilen von Männern zeichnen – überbetonte Geilheit lockt, und Bereitwilligkeit führt zu Abenteuern. Der Tochter wird offiziell verschwiegen, was die Mutter wirklich treibt, während die Mutter sehr hellhörig wird, wenn die Tochter auch nur näherungsweise daran denkt, sexuelle Erfahrungen zu sammeln.

Bevor Sie irgendetwas denken – dies ist nicht mein Problem und mir ist völlig gleichgültig, ob die Töchter ihre Mütter später verachten oder gar hassen – aber ich habe noch etwas Hoffnung, dass es den Müttern wenigstens nicht ganz egal ist.

Falls Sie kommentieren wollen: Sagen Sie mir nicht, was moralischer ist als die Moral – und dass es sich um Einzelfälle handelt. In dieser Kolumne (und nur in dieser) wird von mir Tacheles geredet – und das erwarte ich auch von Ihnen – also: wie halten Sie es persönlich mit Ihrer Tochter?

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