Die Woche – Dating-Horror, blütenreine Partnersuche und Unterleiber
Oh, da klappert der Sargdeckel: Haben Sie schon gehört, wie gefährlich Online-Dating ist? Nur: Mit Gänsehaut-Geschichten und Horrormeldungen, Sargdeckel-Geklapper und ein bisschen Boulevard-Schreibe kann man viele Spalte füllen, nicht wahr? Und es ist (mal wieder) ein Beispiel dafür, wie Journalismus funktioniert – jedenfalls im Hause Springer.
Apropos: Männer sind (in der Breite, nicht in der Tiefe) wesentlich gefährdeter als Frauen, wenn sie Dates eingehen. Das liegt größtenteils daran, dass sich Männer überlegen fühlen und deswegen vertrauensselig sind, wenn sie Aussichten auf Sex haben.
Ein bisschen Presse – zum Abgewöhnen
Der STERN war ja richtig goldig: Akademikerinnen haben große Chancen am Partnermarkt. Natürlich haben sie die, und das hat nie jemand bezweifelt. Die Frage war vielmehr immer: was passiert, wenn eine immer größere Anzahl weiblicher Akademiker auf eine gleichbleibende Anzahl männlicher Akademiker trifft? Kann dann jede dieser Frauen noch auf einen männlichen Akademiker hoffen? Das Zahlenmaterial des STERN, so zeigte sich, war ohnehin nicht ganz zuverlässig.
Es gibt eine Blog-Presse, die reale Partnersuche mit idealistischer Partnersuche zu kombinieren versucht und dabei auf betont konservative Werte setzt. Ähnliche Versuche finde ich immer wieder in den Pressemitteilungen von Ehe-Instituten. Ich verstehe, wenn man sich nicht „die Finger an Sperma beschmutzen“ will – aber Liebe ist nun mal nicht klinisch rein, und sie dient auch nicht nur der Stiftung von Ehen. Musste ma gesagt werden. Natürlich ist all dies nicht auf Blogs und Ehevermittler beschränkt – auch die gewöhnliche Presse vermeidet das Thema der realen Partnersuche. Mit der Folge, dass jeder Blödsinn über Tinder in die Presse kommt, weil er angeblich die Änderungen der Lebensgewohnheiten dokumentiert. Aber nicht das, was Menschen bis in die mittleren Jahre bei der Partnersuche empfinden. Na schön – mag ja kein begeisterndes Thema sein.
Was wirklich neu ist (nicht ganz neu, ich gebe es zu) ist die Lust von Frauen und Männern über 40, noch einmal ganz wild an die Liebe heranzugehen – mit Orgien, Dreiern, SM und gleichgeschlechtlichen Begegnungen. Immerhin ist aber eine Tendenz erkennbar. Geilheit nach 40 – wenn das kein Thema ist! Oh – und ich habe trotz einer vergleichsweise fragwürdigen Zahlenquelle mal nachgerechnet, wie viele Frauen und Männer wirklich nach homosexuellen Kontakten gieren.
Fragebogen vor der Suche – niemand mag sie – aber was ist nun mit „Quantenmechanik“?
Ach ja – und das stellt das weltweit größte Unternehmen, das Fragebogen-Tests für die sogenannte „Partnerübereinstimmung“ benutzt, nach vielen Jahren nunmehr fest, dass die Kunden diese Tests gar nicht gerne haben und beauftragt Wissenschaftler, die Tests radikal zu kürzen. Und das ist – ausgesprochen löblich. Weniger löblich ist, wenn das ganze mit wissenschaftlicher Schaumschlägerei verzuckert wird. Nun würden die „Prinzipien der Quantenmechanik auf die Partnersuche abgewendet“. Na klar, was denn sonst? Früher waren es mal die Prinzipien einer christlichen Ehe, wenn ich mich recht erinnere.
Einfach suchen – und einfach aufhören, wenn gefunden
In der Kürze liegt die Würze: Wenn Sie einen Mann finden, der Ihr Leben bereichert, dann sollten Sie nicht weitersuchen. Punkt.
Und noch ganz kurz: Wer sich im Sommer bei der Partnersuche auf die faule Haut gelegt hat, der sollte sich jetzt im Herbst mal rühren. Weihnachten kommt bald und das Angebot nimmt gegen November ab – – jedenfalls derjenige Teil, mit dem sich noch etwas anfangen lässt.
Frivoles – sein Po, sein Lustzentrum und dieKüchenpsychologie des Unterleibs
Frauen (ja, Frauen) sind unheimlich neugierig auf Pegging, auch wenn sie’s nicht praktizieren. Oho, es geht um den Po – und zwar um seinen. Und sein Lustzentrum. Fragen Sie mal Frauen, wo das männliche Lustzentrum sitzt. Viel Glück dabei. (Gehirn zählt nicht, obwohl es die bessere Antwort wäre).
Ich habe vergessen, den FOCUS zu erwähnen. Da hat sich ein Redakteur mühevoll Gründe aus dem Daumen gesogen, warum die „wissenschaftliche“ Begründung für Nacktdating (oder Unterleibs-Dating) von ein paar PR-Spinnern stichhaltig sein könnte. Ey, FOCUS – da liegen überall Fettnäpfchen und andere böse Fallen. Und noch einmal ey – bei der UK-Unterleibsshow, da ging’s um den Unterleib, also Beine, Becken, Vulven und Penisse, nicht um ganzheitliche Betrachtungen.
Warum der Wochenüberblick erst Sonntag erscheint? Weil ich ein Privatleben habe, auch, wenn’s mancher nicht glaubt.