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Warum Sie auf „Matching“ getrost verzichten können

Es gibt viele Kriterien, nach denn sich Menschen miteinander paaren, aber nur ein Allzeit-Kriterium: Zufälle oder willkürliche Nähe. Ist die Nähe erst einmal hergestellt, sind die Chancen für die Liebe (und natürlich den Sex) vorhanden, auch dann, wenn sie nicht wahrgenommen werden.

Die primitive Art:Was ist denn Ihr Hobby?

Doch welche Kriterien gibt es noch? In den meisten „primitiven“ Algorithmen spielen „Hobbys“, „Freizeitverhalten“ oder „Sport“ eine Rolle. Das klingt plausibel, ist aber oft Unsinn: Singles versuchen, das Leben irgendwie mit Inhalten zu füllen, die mit der eigentlichen Lebensgestaltung nichts zu tun haben.

Die dumm-dreiste Art: Wer sich Inge ansah, mag auch Heidi

Ja, es gibt die Auswahlverfahren aus dem Online-Handel: „Sage mir, was du klickst, und ich sage dir, wer ich bin.“ Man kann diesen Unfug hochleben lassen, wie es die Marketing-Leute nun mal tun, oder ihn als absurd bezeichnen. Die meisten neugierigen Menschen (wie ich) wissen, dass dabei ein Haufen Blödsinn herauskommt. Warum die Wirschaft dennoch Daten über Sie „online“ sammelt: Bei den meisten Menschen stellen sich Präferenzen heraus, sodass einige von ihnen am Ende wenigstens eine Kleinigkeit kaufen. So, und nun dürfen Sie dieses Verhalten gerne auf die Partnersuche projizieren. Fällt Ihnen da etwas auf? Wenn nicht: Welche „Kleinigkeit“ kaufen sie dann am Ende? Und will diese „Kleinigkeit“ überhaupt gekauft werden, wenn es sich nicht gerade um ein Escort-Girl handelt?

Die Methode für Bildungsbürger: Wir hätten da Psychologie

Bleiben noch die psychologischen Matches – die können Sie getrost in der Pfeife rauchen. Was daran psychologisch ist? Nur dies: Hier werden Verfahren verwendet, die möglicherweise psychologische Grundlagen haben, aber so gut wie keinerlei Aufschlüsse über passende Partner zulassen. Mit anderen Worten: Zwar können vielleicht einige Persönlichkeitsdaten über Sie ermittelt werden, aber der Abgleich mit anderen Profilen ist aufgrund fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse ausgesprochen fragwürdig. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Kehrwenden, die einschlägige Firmen hier vollzogen haben: Erst war „Gleich und Gleich“ das Motto, dann wechselte man zu „Ähnlich“ und schließlich zu „beziehungsrelevanten“ Kriterien –sicherlich nicht, weil die „Matchingalgorithmen“ zuvor sehr überzeugend waren.

Nischenseiten für Eliten – eine Horrorvorstellung

Noch schlimmer sind all jene Nischenseiten, die Menschen mit „gleichen“ Eigenschaften zusammenbringen wollen. Die selbst ernannten Eliten, seien sie nun schön, reich oder intelligent, haben ihre Super-Seiten, in die angeblich niemand hereinkommt, der nicht „handverlesen“ ist.

Was dabei entsteht, ist – wie schön – Endogamie. Da ist jene Form der Ehe, bei denen beide aus absolut ähnlichen „Häusern“ oder „Schichten“ stammen. Nachdem selbst die Fürstenhäuser mit diesem Schwachsinn aufgehört haben, will nun also der Geldadel (den um den handelt es sich zumeist) die Kriterien der „Ehe unter Gleichen“ einführen. Fragt sich doch: warum?

Dazu las ich folgende Stellungnahme eines Forschungsteams:

«Die Menschen haben lange Zeit nach ihrer „anderen Hälfte“ gesucht, doch heute scheint es so, als ob sie ein … Spiegelbild suchten.»

Die Autorin des Artikels (Elise Craig) schreibt weiter:

«Bestenfalls entsteht daraus Narzissmus, schlimmstenfalls eine Art sozialer Inzucht, und, soweit sehr exklusive Apps betroffen sind, sogar der Verdacht auf Eugenik.»

Sicher, diese Passage ließe sich schönschreiben. Zum Beispiel dass diese Eliten ein geringeres Scheidungsrisiko hätten, klügere Kinder zur Welt brächten und das Volk mit edelmütigen Bankern, Abgeordneten und Ministern beglücken würden.

Falls Sie an Grimms Märchen glauben, vielleicht. Die moralische Integrität des „Geldadels“ ist indessen nicht gerade vorbildlich.

Glauben Sie niemandem, wenn es um „passende“ Partner geht

Doch was bedeutet dies alles für uns „ganz gewöhnliche Menschen“?

Vor allem eines: Vertrauen Sie niemandem, der sie „matcht“ und sie Glauben macht, das Ergebnis sei ein Idealpartner. Suchen Sie also keinen Traumpartner und vor allem nicht Ihr Spiegelbild. Das Leben mit solch einem Menschen ist absolut öde, weil dabei nichts Neues herauskommt und es endet in der Regel in Langeweile.

Suchen Sie stattdessen jemanden, der ihre Schwächen ausgleicht und der mit Ihren Stärken etwas anfangen kann. Und falls Sie glauben, keine Schwächen zu haben, die es auszugleichen gilt: Besuchen sie bald einen Psychiater.

Zitates aus „Wired„.

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