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Bevormundung und falscher Rat in den Zeiten der Liebesheirat?

Die Besserwisser und Bevormunder haben schon immer eine große Rolle bei der Partnerwahl gespielt – berufen oder nicht, irgendjemand weiß immer, was „gut für den Anderen“ ist. Oftmals – so muss ich immer wieder feststellen – sind dies Leute, die nicht einmal wissen, was gut für sie selbst ist.

Lassen Sie mich zunächst auf gewisse Unterschiede hinweisen: Die Ehe des Bürgertums war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Konvenienzehe – also eine Ehe ohne echte Partnerwahl, bei der die Frau standesgemäß „unter die Haube“ gebracht wurde. Etwas anders war es schon bei der „Vernunftehe“, die in erster Linie aus Vernunftgründen geschlossen wurde, wobei wirtschaftliche Gründe, gemeinsame Neigungen oder Interessen die Hauptrolle spielten. Diese Form der Ehe hat die Zeiten überdauert. Im Bürgertum wurde diese Ehe oftmals nach dem Tode der ersten Ehefrau geschlossen. Die Idee der Heirat aus Liebe (Liebesheirat) ist zwar ebenfalls alt, wurde aber erst im 20. Jahrhundert zu einem allgemein anerkannten Standard.

Heute kann man feststellen: Geheiratet wird aus Liebe, wobei eine gewisse Vorwahl stattfindet, die aus sozialen, ökonomischen und emotionalen Kriterien besteht und auch gemeinsame Interessen einschließt.

Sobald dies einmal festgestellt ist, können wir uns der Partnersuche und der Partnerwahl zuwenden.

Die Liebesheirat – nicht nur aus Liebe

Wie wir gesehen haben, ist die Liebesheirat eine Beziehung, die in erster Linie auf dem Gefühl beruht, dass der andere das „Ein und Alles“ ist. Doch voraus ging zumeist ein verborgener Prozess der Vorauswahl: Man hat den Partner nicht „irgendwo“ oder „irgendwie“ gesucht, sondern an bestimmten Orten oder in bestimmten Kreisen, gegebenen falls auch nach bestimmten Kriterien. Wenn die Gefühle so wichtig sind, dann können wir mit Recht annehmen, dass nur die Person selbst weiß, wer zu ihr passen könnte – zumeist wird dies durch „Versuch und Irrtum“ herausgefunden. Genau an diesem Punkt kommen „andere“ ins Spiel, die zu wissen glauben, was „gut für den Partnersuchenden“ ist. Lässt man andere erst einmal auf die eigene Entscheidung einwirken, und fehlt ein gesundes Selbstbewusstsein, so treten Schwierigkeiten auf. Manchmal lässt sich der Partnersuchende die zweifelhafte Entscheidung „schön reden“, mal wird versucht, ihm die an sich richtige Wahl durch Einreden zu vergiften.

Beratung kann Segen oder Gift sein

Machen wir uns nichts vor: Beratung ist, wenn sie wirklich sinnvoll sein soll, eine Kunst, die nur sehr wenige Menschen beherrschen. Der Gegensatz zwischen guter und schlechter Beratung in emotionalen Fragen lässt sich (stark verkürzt) so ausdrücken:

Der schlechte Berater versucht, sich an eigenen Erfahrungen und Emotionen zu orientieren und steht unter dem Druck, seinem Gegenüber einen konkreten Rat zu geben. Der gute Berater hingegen versucht, die Erfahrungen und Emotionen des Gegenübers hervorzuholen und ihn selbst auf die für ihn beste Lösung hinzuführen.

Wie schützen Sie sich gegen schlechte Beratung und Bevormundung?

Ich habe Ihnen sieben Punkte zusammengestellt, teils aus dem Alltagsleben, teils aus dem Online-Dating-Bereich:

1. Niemand außer Ihnen kann wirklich beurteilen, wer zu Ihnen passt.
2. Kein Berater wird jemals „Ihr Leben leben“, gleich, ob sein Rat gut oder schlecht für sie war.
3. Vertrauen Sie niemals auf „Übereinstimmungstests“ – sie sind bestenfalls ein Spiel, das mit fragwürdiger Psychologie „aromatisiert“ wurde.
4. Verlassen Sie sich bei der Partnersuche nie auf das Urteil der Menschen, die „glauben, Sie zu kennen“. Diese Menschen kennen sie nur in Situationen, die Sie gemeinsame erlebt haben, aber nicht in der Liebe.
5. Verwechseln Sie Hilfskriterien wie „Musikgeschmack“ nicht mit Interessen, die voraussichtlich das ganze Leben anhalten, zum Beispiel „Liebe zur Musik“.
6. Weder Fotos noch Worte können einen Menschen vollständig beschreiben.
7. Nur beim persönlichen Treffen kann Körpersprache eingesetzt werden – und sie ist der eigentliche Auslöser für das Gefühl der Übereinstimmung.

Falls Sie an „psychologische Erkenntnisse“ (1) glauben: Treten Sie aus dieser „Religion“ aus. Es gibt wirklich gute und sinnvolle Erkenntnisse bei der Partnersuche. Eine der wichtigsten Ergebnisse ist die Notwendigkeit, sich persönlich intensiv kennenzulernen. Das klingt banal, ist aber so wichtig, dass alle anderen Theorien dahinter verblassen. Das Geheimnis heißt „Körpersprache“.

Warum das Kennenlernen „in Person“ so wichtig ist

Wir kommunizieren unsere offenen und versteckten Gefühle überwiegend über die Körpersprache. Das konnten schon unsere Vorfahren vor mehreren Millionen Jahren, und auch Kinder können es schon. Manchmal gibt es Irritationen, weil wir die Körpersprache nicht mehr perfekt beherrschen oder weil nicht exakt die Gefühle „herüberkommen“, die wir senden wollten. Und manchmal gibt es Mehrdeutigkeiten zwischen der nonverbalen Botschaft und der verbalen Botschaft. Dann vertrauen Sie besser der Körpersprache, die sicherer ist als das gesprochene Wort.

Das Fazit: Selber nach eigenen Kriterien wählen

Wobei das Fazit dieses Artikel für das Online-Dating wäre: Nach einer Vorauswahl, bei Online-Partervermittlungen nach einer sorgfältigen „Nachlese“ aller Vorschläge treffen Sie sich mit den Personen, bei denen Sie selbst ein gutes Gefühl haben. Das ermöglicht relativ kurze Suchzeiten und vermeidet Enttäuschungen.

Für die meisten Apps gilt: Die Vorauswahl ist so gut wie beliebig, das heißt, Sie werden auf irgendwelche Menschen treffen, die irgendwie Partner suchen. Das liegt daran, dass die Datenbasis der meisten Apps dürftig bis miserabel ist. Die angeblichen Algorithmen beruhen nicht auf tatsächlichen Kriterien für die Partnersuche, sondern auf Ihrem Suchverhalten. Denken Sie daran, dass jedes KI-Programm (2) auch Irrtümer und Mehrdeutigkeiten verstärkt.

Ja, und im Alltag? Wenn Sie nicht gerade auf einer Ebene suchen, auf der Sie sich nicht genau auskennen, dann ist der Alltag tatsächlich die bessere Wahl. Vorausgesetzt, Sie verfügen über genügend Ressourcen – und das wird mit jedem Jahr, das Sie an Alter zulegen, schwieriger.

(1) – Gemeint sind überwiegend Veröffentlichungen in Büchern, als Psychologie verhüllte Ideologien und Online-Tests.
(2) KI – Künstliche Intelligenz. Solche Systeme verstärken auch Irrtümer und Mehrdeutigkeiten.

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