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Fragwürdiges Orakel über die Zukunft des Online-Datings

Was wird sich beim Dating in Zukunft ändern? FriendScout24 hat eine Studie erstellen lasse, die im Grunde mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Die Studie beruht darauf, dass gegenwärtige (möglicherweise angebliche) Trends auf die Zukunft hochgerechnet werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich einige der gegenwärtigen Entwicklung ungebremst fortsetzten. Wir stellen einige der Ergebnisse vor, und halten dagegen – denn Zukunftsforschung ist ein morastiger Boden, auf dem man leicht einsinken kann.

Omnie-Dating als Trend? („Überall-Dating“)

Die Behauptung der Zukunftsforscher:

Dating findet zukünftig überall und jederzeit statt und es wird Teil des Internet der Dinge werden. Hierbei werden On- und Offlinewelt noch stärker miteinander verwoben. Zukünftig werden wir also auch beim Sport und im Supermarkt auf passende Partner aufmerksam gemacht – und die Technik wird uns Möglichkeiten bieten, direkt in Kontakt zu treten.

Einschätzung der Liebe Pur:

Was da stattfindet, ist zunächst mal überhaupt kein „Dating“ – ein Kardinalfehler des offensichtlich technikbegeisterten Forschers. Es geht um „potenzielle Kontaktmöglichkeiten, die man schon jetzt im Supermarkt beim Warten an der Kasse abfragen kann. Die Frage „Mit welchem Ziel?“ bleibt unbeantwortet. Wenn ich etwas ketzerisch sein darf: Nicht einmal ein Escort-Girl wird am Kühlregal im Supermarkt gewählt. Und was für Escorts gilt, sollte doch für seriöse Beziehungen allemal gelten, oder etwa nicht?

Love at First Byte (Liebe nach Algorithmen)

Die Behauptung der Zukunftsforscher:

Dating wird in Zukunft verstärkt automatisch ablaufen. Apps werden auf der Basis unserer Daten und schlagkräftiger Algorithmen selbstständig entscheiden, mit welchem Partner wir flirten. Und sie werden auch automatisch die ersten Flirt-Nachrichten verschicken.

Einschätzung der Liebe Pur:

Die „schlagkräftigen“ Algorithmen sind schon vom Wortgebrauch her ein Witz. Algorithmen sind nichts als Anweisungen an ein Computerprogramm, und sie können durchaus gewisse Einflüsse auf die Suche nach geeigneten Partnern haben. Natürlich kann es sein, dass entsprechende Programme auch „automatische Flirt-Nachrichten“ versenden können. Doch wem wird das nützen? Der Mensch wird völlig ausgeklammert – und er soll sich ja am Ende verlieben – oder sich jedenfalls auf Sex einlassen.

Do it Yourself-Dating (eigenhändige Partnersuche)

Die Behauptung der Zukunftsforscher:

Kein Trend ohne Gegentrend, denn natürlich wollen sich die Menschen nicht alle von smarten Maschinen bevormunden lassen. Entsprechend wird das klassische Online-Dating eine Renaissance erleben. Schon heute wird es von vielen als romantisch empfunden – dieser Trend wird sich verstärken.

Einschätzung der Liebe Pur

Online-Dating ist vielschichtig. Die „strenge“ Partnersuche mit dem Ziel der Ehe konkurriert mit der spielerischen Suche, und die romantsche Liebe ist ebenso präsent wie der schnelle Sexkontakt. Welcher Trend sich verstärken wird? Da erhebt sich die Frage, was denn bitte ein „Trend“ bei der Partnersuche ist.

Romantic Gamification (Liebe mit Lovebots) (1)

Die Behauptung der Zukunftsforscher:

Schon heute wird Digital-Dating immer spielerischer. Nicht auszuschließen, dass sogar virtuelle Liebhaber à la „Her“ eine Rolle spielen werden. Schon bald werden wir uns zudem in virtuellen Räumen begegnen. Das eröffnet auch den Dating-Anbietern neue Möglichkeiten, denn diese virtuellen Begegnungen sollen zu einem spielerischen Erlebnis werden – dafür werden die Anbieter sorgen.

Einschätzung der Liebe Pur

Diese Aussage hat etwas Infames an sich: Denn schon heute werden Fakes und „Bots“ (Textroboter) eingesetzt, um insbesondere Sexsuchende zu betrügen. Wenn jemand weiß, dass er mit einer Fake-Person oder gar einem Bot spielt, mag das ja noch hingehen, aber wir wissen aus zahllosen Sexportalen, dass dieses Spiel oft gegen die Kundeninteressen gespielt wird.

Flexicurity Flirts (Sicherheit und Wendigkeit bei Flirts) (2)

Die Behauptung der Zukunftsforscher:

Die Dating-Service-Nutzer von Morgen erwarten Sicherheit und Flexibilität, also Flexicurity. Das gilt bereits heute. Doch mit einem immer höheren Datenvolumen und immer smarteren Maschinen wird dieser Trend noch zunehmen.

Einschätzung der Liebe Pur

Das ist mit Abstand die selbstherrlichste und überzogenste Behauptung der Studie. Der Begriff Flexicurity stammt aus der Arbeitswelt und beschreibt die Balance zwischen Sicherheit einerseits und Flexibilität andererseits auf dem Arbeitsmarkt, hat also mit Datentechnik gar nichts zu tun. Wenn man die These aus dem Arbeitsmarkt auf Beziehungen anwenden wollte, müsste man sagen: zwischen beständigen Beziehungen und Partnerwechsel. Sicherlich ist dies ein Trend, aber wenn man schon Studien in Auftrag gibt, sollte man auch Ross und Reiter nennen und sich nicht hinter schwer verständlichen Fremdwörtern verstecken.

Entscheiden Sie bitte selbst, was sie von der Studie halten. Die kursiv gesetzten Teile stammen aus einer Pressemitteilung von „FriendScout24“.

1. Romantic Gamification ist ein Kunstbegriff, der in der Zusammensetzung aus den beiden Worten „Romantic“ und „Gamification“ absolut bedeutungslos wird. Ich habe ihn deshalb knapp mit „Liebe mit Bots“, also „Liebesspielchen mit Sprachroboter“ übersetzt.
2. „Flexiucirty“ hat als Wort in Partnerbeziehungen nichts verloren. Wird es dabei verwendet, so liegt der Verdacht nahe, es missbräuchlich zu nutzen. Ich fand allerdings keine bessere Übersetzung.

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