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Sex und Statistik

Sex  - Statik oder Illusion?

Sex – Statik oder Illusion?

Einen der vielen Gründe, warum Sex so verwirrend ist, finden wir im Mangel an verlässlichen Fakten. Die Menschen belügen Freunde, Liebhaber, Ärzte und Demoskopen.

(Zitat von Seth Stephens-Davidowitz aus der NYT)

Bei meinen Recherchen in wissenschaftlichen Beiträgen, den vorgetragenen Meinungen des Volkes und den angeblich „demoskopisch“ ermittelten Daten über die Liebe fällt stets auf, wie unterschiedlich die Ergebnisse waren. Teils ist dies erklärlich, weil an sich zutreffende Ergebnisse bewusst falsch interpretiert wurden oder die Fragen einseitig gestellt wurden. Die größten Abweichungen finden ich stets, wenn Vorurteile und Scham zusammenkommen – bei Frauen typischerweise im Fall der Seitensprünge und der angeblichen „Unterwürfigkeit“, bei Männern besonders in der Anzahl der Geschlechtspartnerinnen und in der Bisexualität.

Während Männer also fürchten, als „unmännlich“ angesehen zu werden, haben Frauen hauptsächlich die Furcht, als „Schlampen“ zu gelten. Das ist sicherlich nicht nur bei demoskopischen Befragungen so, sondern auch im Alltag. Dabei ist eine eigenartige „Hemmkurve“ festzustellen: Spricht man allgemein, so wollen die Gesprächspartner als tolerant erscheinen und sträuben sich nur wenig gegen Fragen nach ihrer Einstellung. Je näher man ihnen aber kommt, umso mehr versuchen sie, Fassaden aufzubauen, um zu signalisieren: „nein, ich nicht, wirklich nicht!“ Wieder ein bisschen tiefer, etwa in einer Sitzung bei einem Psychotherapeuten oder bei einem Besuch einer „Wunscherfüllerin“, wird die Wahrheit des eigenen Fühlens und Handelns transparenter.

Das Beispiel soll dazu dienen, um Ihnen zu vermitteln: Die Wahrheit über die eigene Sexualität ist flexibel. Wir benötigen unsere Zwiebelhäute, um uns gegen die jeweilige Umgebung zu schützen. Wir wollen, sollen und müssen oftmals die Rolle des „gediegenen“ Menschen spielen. Entfernt jemand die Häute, so werden wir schwach und geben uns hin – in der Liebe ist dies allgemein üblich. Häutet man uns noch mehr, so liegen unsere lustvollen Träume und Fantasien offen, die wesentlich wollüstiger und überraschender sind, als wir allgemein „wahr haben“ wollen.

Ich habe eine eine Zeit lang mit Menschen aus der Psycho-Branche diskutiert, die als das „einzig wahre Selbst“ jenen enthäuteten, im Grund gedemütigten Menschen ansahen, der sich auch die letzte Schutzhaut entfernen ließ. Ich denke, ich muss nicht ausführlich auf die Probleme hinweisen, die solche Unsitten beinhalteten. In den Gruppen, in denen so etwas geschah, waren die Menschen für einige Minuten die befreiten Heldinnen und Helden – und im Alltag schämten sie sich dafür, ihre intimsten Gedanken so weit aufgedeckt zu haben.

Mit der Wahrheit hat dies alles wenig zu tun. „Wahrheitsforschung“ ist ohnehin ein Stiefkind der Wissenschaft, und seit Paul Watzlawick „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ veröffentlichte, ist es ruhig geworden um die Diskussion über das „Reale im Realen“.

Wenn Sie also mal wieder eine Statik über die sexuellen Wünsche und Neigungen lesen: Denken Sie immer daran, dass es eine Wahrheit von vielen möglichen Wahrheiten ist. Sicher – manche Wahrheiten sind wahrscheinlicher als andere. Doch ob einen „Wahrheit“ wahrscheinlich ist oder nicht – das sagen Statistiken nur dann aus, wenn wir sie wirklich ausführlich studieren.

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