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Prüde Arroganz, Pornos, Huren und Wollust

50er Jahre Erotik: damit handelte der Toilettenmann unter dem Ladentisch

50er Jahre Erotik: damit handelte der Toilettenmann unter dem Ladentisch

Die bürgerliche, „bessere“ Gesellschaft der 1950er Jahre gab sich nach außen eine versteinerte, absolut prüde Fassade. Keine Pornos – keine Huren und schon gar kein Fremdgehen der Ehefrau. Man durfte Sex nicht erwähnen, nicht darüber schreiben, und schon gar nicht offensiv damit umgehen.

Doch in den geheimen Partykellern ließ man die Puppen tanzen. Man konnte sich bedienen: Friseurinnen, Krankenschwestern und Verkäuferinnen ließen sich gerne in die Glitzerwelt der Neureichen einladen. Wo es sie nicht gab, nahmen Huren und andere Frauen, die es „nicht so genau nahmen“ ihre Stelle ein. Und die alleinstehenden Damen? Für sie gab es „Bälle der einsamen Herzen“ – erst die Illusion der Liebe, dann der schnelle Sex. Schweigen wir von den Ehefrauen jener Zeit. Es gab sie schon, die gewissen Bars, in denen „anständige“ Frauen inkognito Bekanntschaften machen konnten. Und natürlich auch nicht ganz so Anständige, denn manche Hausfrau der 1950er Jahre besserte sich ihr Nadelgeld dadurch auf, dass sie „gewisse Beziehungen“ unterhielt.

Ach, heute ist das ganz anders?

Gerade schreib die Zeit in einem groß angelegten Leitartikel:

Einerseits gibt es mehr Pornografie als je zuvor, andererseits scheint unsere Zeit in mancher Hinsicht überraschend prüde zu sein. Wie verlogen ist unsere Sittenmoral?

Die Antwort könnte sehr einfach ausfallen: In Wahrheit ist Pornografie als isoliertes Medium kein Indiz für sexuelle Befreiung, sondern der Ausdruck sexueller Verklemmtheit. Der geheime Wunsch, „mehr wollen zu wollen als sich trauen zu dürfen“, mag ein weiterer Grund sein. Und schließlich: Innen glüht die Hitze und außen bietet sich nicht recht jemand an, mit dem man problemlos, folgenfrei und bei bestem Ansehen in die Laken gehen könnte. Insbesondere Frauen wissen, dass der „Schlampenfaktor“ sie hindert, ihre Lüste auszuleben und dies öffentlich zuzugeben. „Übersext und untervögelt“ zu sein ist die Folge.

Wie „pfui Teufel“ im neuen, zu Schau getragenen Spießertum die Erotik ist, weiß der Schriftsteller, der seinen Blick auf die erotische Literatur, ihre Autoren und Autorinnen und ihre Verleger richtet. Sie werden angesehen, als ob sie eine ansteckende Krankheit hätten. Jeder „bessere“ Bürger distanziert sich von ihnen – und selbstverständlich tun dies auch die arroganten Literaturkritiker. Währenddessen wurde die Trivialliteratur inzwischen mit Kitscherotik, ja sogar mit Flagellantentum angereichert. In den „Fifty Shades of Grey“ trifft die Peitsche („Flogger“) schon bald auf die Vagina – und das schreibt sich mal eben so „im Vorübergehen“. Es ist kein Kunstwerk, ja nicht einmal wirklich Literatur. Aber – es ist eben auch keine Pornografie. Es ist genau das, was eine Gesellschaft benötigt, die mit der Fassade lebt, „sexual und sozial korrekt“ zu leben.

Zugleich zeigt gerade der Erfolg der „Shades of Grey“, in welcher Schieflage sich die Moral, insbesondere die weibliche Moral, befindet. Frauen haben extreme erotische Träume, trauen sich aber aus manchen Gründen nicht einmal, darüber zu reden. „Soziale Korrektheit“ lässt einfach nicht zu, weibliche Geilheit an den Tag zu legen. Und die Männer? Sie haben begriffen, dass sie ständig öffentlich diffamiert werden, wenn sie offensiv über die Wollust der Frauen sprechen. Alles muss unter dem „Neusprech“ der sozialen Korrektheit gedeckelt werden.

Pornografie? Überall wird ihre Wirkung beforscht, und alle wetteifern damit, entweder ihren Segen oder ihre Gefahr zu propagieren. Vielleicht hat man dabei übersehen, dass es eine dieser Märchenwelten ist, in die Erwachsene flüchten, wenn ihnen das Leben oder die eigene Angst die gewünschte Erfüllung der Wollust verweigert.

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