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Die Jugend ist mal wieder sexuell verwahrlost – vor allem Mädchen

Süße Worte im schönen Schein - doch die Wahrheit ist härter

Süße Worte im schönen Schein – doch die Wahrheit ist härter


Gutmenschentum verbunden mit moralinsaurer Gesinnung im Dienste des Wohlergehens unserer Jugend – das kennen wir zur Genüge aus den 1950ern. Die Masche ist immer gleich: Man sucht sich einzelne Symptome heraus, projiziert sie auf die gesamte Jugend, und zeigt dann im Scheinwerferlicht, wie versaut die Jugend schon ist. Dann muss man sich nur noch „besorgt“ zeigen – schon läuft die alte Masche.

Diesmal ist es die FAZ, in der Autor Martin Voigt zunächst mal fleißig zitiert, was er auf FACEBOOK gelesen hat. Er hält dies nach eigenen Worten für den “Alltag in der Welt der um 2000 Geborenen“ und beklagt die Unbekümmertheit, in der Mädchen «von ihren „Titten“ oder ihrem „Arsch“» sprechen, oder beispielsweise davon, dass sie „Sex haben“.

Den Fehler, FACEBOOK als verbindliche Quelle zu nennen, haben auch schon andere gemacht, unter ihnen sogar Forscher. FACEBOOK wird dabei nicht nur mit der realen Welt verwechselt, sondern die Aussagen dort werden so wichtig genommen wie Gottes Wort. Offenbar steht dahinter die arrogante Annahme, dass alles, was geschrieben wurde, in Stein gemeißelte Wahrheiten sind.

Die eher belanglos dahingeschriebenen Wörter auf FACEBOOK bekommen nun also einen Wert, der ihnen gar nicht gebührt, und dann wird es natürlich Zeit, dass „Psychologie“ zur Sprache kommt, das nämlich so (FAZ):

Die vulgäre Sprache und die Banalisierung der Sexualität können ein Symptom für seelische Verletzungen sein. Das Schamgefühl wird verletzt, wenn emotionale Probleme entstehen … Kinder, die sich in der Liebe geborgen fühlen, die ihre Eltern füreinander empfinden, haben in der Regel ein gesundes Schamgefühl.

Also haben die jungen Frauen kein „gesundes Schamgefühl“. Allein der Begriff „gesundes Schamgefühl“ ist eine Provokation, die mich an den Irrenarzt Krafft-Ebing und seien unsäglichen Theorien über Frauen erinnert – von anderen Assoziationen einmal ganz abgesehen.

Was im Artikel wortreich unter Nennung zahlloser „Experten“ beklagt wird, ist die „horizontale Kulturvermittlung“, also der Informationsaustausch gleichaltriger untereinander. Angeblich wird „das Triebhafte“ dabei „zügellos“. Was der Autor gerne an die Stelle setzen würde, wäre also eine „vertikale“ Kulturvermittlung, oder besser: eine Vermittlung hoher moralischer Werte von oben nach unten. Nur nebenbei bemerkt: Ähnliches steht im Konzept aller „Gutmenschen“, die freien Informationsaustausch für gefährlich halten und möglichst reduzieren wollen. Sie mögen sich selbst fragen, ob sie Demokraten sind.

Feind Sexualkundeunterricht: Das „Böse“ kommt in die Schulen

Wo aber steht der Feind des Autors? Ganz klar: Es ist der Sexualkundeunterricht in der Schule, der ihm ein Dorn im Auge ist:

Der Aufklärungsunterricht holt die Schüler genau dort ab, (…wo Sex Spaß macht …). Pädagogen von Pro Familia initiieren Rollenspiele, und sie bilden Teenager zu sogenannten Sexperten aus.

Von dort geht also „das Böse aus“, denn obgleich er den jungen Mädchen auf FACEBOOK zuvor die sexuelle Verwahrlosung bescheinigt hat, holt Autor Martin Voigt nun zum Gegenschlag des Gewissens aus: Natürlich wollen Mädchen vor allem Romantik (Zitat):

Die eigentlichen Wünsche der Teenager gehen tiefer als der durch Gratiskondome angestachelte Sexualtrieb.

Wie schön, wenn sich der Autor bei den „eigentlichen“ Wünschen zumal weiblicher Teenager auskennt – da muss er schon magische Kräfte besitzen, denn nicht einmal die Eltern würden so tief in die innere Struktur des Seelenlebens ihrer Töchter eindringen.

Die Krönung zuletzt: Am Ende schwingt sich Autor Martin Voigt zum Übervater auf, der weiß, was für Menschen (und vor allem junge Frauen) gut ist:

Wirklich selbstbestimmt ist, wer Sexualität in einer beginnenden Freundschaft hintanstellt, aber die Aussicht auf eine dauerhafte Bindung nicht als Einengung, sondern als Erweiterung empfindet.

Die an sich harmlosen Worte zeigen, aus welcher Position der Autor argumentiert: aus der Trennung zwischen „selbstbestimmt“ und „wirklich selbstbestimmt“.

Nur mal, damit Klartext geerdet wird: Selbstbestimmt ist, wer der eigenen Meinung vertraut und sie erfolgreich durchsetzt, gleich, wie sich gebildet haben mag. Fremdbestimmt ist, wer sich auf die Meinung andere beugt und sein Handeln nach ihr ausrichtet. Wer da den Begriff von „wirklich selbstbestimmt“ einführt, meint in Wahrheit: „Erfolgreich gegenteilig manipuliert.“

Alle Zitate: FAZ unter „Politik Inland“.

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