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Slut shaming – als Schlampen beschimpfen, als Frauen abwerten

Die Beschämung der "Schlampe"

Die Beschämung der „Schlampe“

Slut Shaming““ ist – zumindest in den USA – ein aktuelles Schlagwort geworden. Im Allgemeinen besteht Slut-Shaming darin, Frauen und Mädchen abzuwerten, weil:

1. Sie mehr Sex haben als dies für ihre Alter oder nach den Normen ihrer sozialen Umgebung üblich ist.
2. Sie mehrere Liebhaber haben, vor allem wenn dies kurz hintereinander der Fall ist.
3. Sie sich in einer aufreizender Weise kleiden oder verhalten, auch ohne Sex zu haben.
4. Sie aufregenden Sex haben, der von der Norm ihrer sozialen Umgebung abweicht.
5. Sie in einer Weise über Sex denken denken, schreiben oder kommunizieren, die den Normen ihrer Umgebung widerspricht.

So passiert es: Fehlendes Selbstbewusstsein verbunden mit sozialer Ausgrenzung

Kommt nun noch dazu, ohnehin als „Sonderling“ zu gelten oder sich sozial zu isolieren, und ist das Selbstwertgefühl nur schwach entwickelt, kommt es häufig zum Slut-Shaming. Der Begriff ist recht unscharf definiert, jedoch kann man es so ausdrücken:

Slut Shaming bezeichnet den Druck der Gesellschaft oder einer sozialen Gruppe innerhalb der Gesellschaft auf eine einzelne Frau, sich wegen ihres sexuellen Verhaltens zu schämen.

Kürzer ausgedrückt:

Du bist eine Schlampe, und wir erwarten, dass du dich schämst, eine zu sein.

Das Schämen wird von den „anständigen“ Frauen herbeigeredet

Die Frage ist natürlich: Warum sollte sich jemand schämen, ein Sexualverhalten an den Tag zu legen, das ihm/ihr entspricht?

Die "Schlampe" am Pranger

Die „Schlampe“ am Pranger

Zunächst einmal hilft es den bürgerlich-wohlanständigen Mädchen und Frauen, sich von den „promiskuitiven“ Frauen abzusetzen. Wenn eindeutig zugewiesen werden kann, wo die „Schlampe“ steht, wenn mit dem Finger auf sie gezeigt werden kann, dann wird die „Schlampe in ihnen selbst“ verdrängt. Mit anderen Worten: Die sexuelle Freizügigkeit und Begierde, die naturgemäß in jeder Frau schlummert, wird einer ganz bestimmte Person, der „Schlampe“ zugewiesen. Dadurch befreit sich die Mehrheit der „anständigen“ Frauen, „guten Bürgerinnen“, Katholikinnen und und protestantischen Kirchgängerinnen von der Scham über die eigenen Gelüste. Die zwielichtige Schwester der „Schlampenbeschämerin“ die „Schlampenretterin“ ist in diesen Kreisen übrigens nicht weit. Beide wollen das angebliche „böse“ Sexuelle in sich selbst ausrotten, indem sie es anderen zuweisen.

Mitschuldig am Schlampen-Bechämen: Männer, Religionen und Wissenschaften

Ich will nicht bestreiten, dass wir Männer einen gewissen Anteil daran haben, Frauen zu „Schlampen“ zu stempeln. Doch die Isolation, das Ausstoßen aus der Gruppe, kann nur von der Gruppe bewirkt werden, in der sie sich eigentlich „im sicheren Hafen“ sein müssten: „Unter Frauen“. Es ist recht bemerkenswert, dass Feministinnen dies weitgehend ignorieren.

Neben der Religion haben Wissenschaftler vergangener Tage, die heute noch weitgehend respektiert werden, erheblich dazu beigetragen, dass Frauen mit großen erotischen oder sexuellen Energien zu „Schlampen“ oder gar „Irren“ abgestempelt wurden. Typisch dafür ist der zwielichtige Psychiater Krafft-Ebing, der mit seiner „Psychopathia Sexualis“ dafür sorgte, die „Schlampe“ auch wissenschaftlich dingfest zu machen.

Nach seinen Worten verhält sich „das Weib passiv“.

Es liegt die in seiner sexuellen Organisation und nicht bloß in den auf dieser fußenden Geboten der guten Sitte begründet.

Bekannter als diese Aussage ist die prägende Deutung:

(Ist das Weib …) geistig normal entwickelt und wohlerzogen, so ist sein sinnliches Verlangen ein Geringes.

Man könnte sagen: Frauen, die von sich aus sexuell handeln, sind nach Ansicht von Krafft-Ebing entweder fehlerhaft erzogen worden oder sie sind geistig nicht normal.“

Wenn dergleichen von einer angeblichen Kapazität geäußert wurde, dann muss dies für viele Menschen einfach stimmen – die Wissenschaftsgläubigkeit war und ist riesig. Tatsächlich wurden in der damaligen Zeit viele Frauen das Opfer von Gutachten und Beurteilungen verschiedener Irrenärzte, so unter anderen auch die Adligen Louise Prinzessin von Sachsen-Coburg und Sophie Herzogin von Alençon, die nichts taten, als ihre Liebe und Lust als eigenständiges Gut für sich zu beanspruchen.

Die heutige Zeit: Wenn Gutmenschen mit falscher Zunge reden

Kommen wir zurück in die Jetztzeit. Kaum noch jemand wird glauben, dass eine Frau „irrsinnig“ ist, weil sie sich ein eigenständiges Sexualleben wünscht. Aber dafür haben die falschzüngigen „Gutmenschen“ eine andere Strafe für Frauen gefunden, die sich sexuell verwirklichen wollen: der Fingerzeig auf die Schlampe, den Öffentlichkeits-Pranger und die soziale Ausgrenzung.

Ist dies ein Fortschritt? Nein. Es ist nur die Umwandlung einer Strafe in eine andere. Ob eine „kollektive Bewusstseinsänderung“ hier hilft? Ich habe meine Zweifel. Wichtiger wäre, jeden Menschen dahin zu führen, dem Druck der Gruppen standzuhalten und ohne „Wenn und Aber“ zu dem gewählten Weg zu stehen.

Bild-und Textnachweis: Bild © unbekannt – nach einer historischen Zeichnung.
Krafft-Ebing wurde zitiert nach der Neuauflage von 1984.
Die historischen Beleg für die Irrsinn-Zuweisung in „Frühere Verhältnisse“, Wien 2010
Idee udn weitere Informationen aus Clitearti

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