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Ruiniert Facebook das Online Dating Geschäft doch noch?

Der Tod des Online-Datings ist schon oft vorausgesagt worden – und immer wieder sind es Betreiber, Gründer oder Unterstützer von sozialen Netzwerken, die es behaupten.

Im Grunde gebe ich keinen Pfifferling für diese Diskussion, weil sie von Lobbyisten sozialer Netzwerke und ihren willfährigen journalistischen Begleitern betrieben wird. Bisher war der einzige Grund, über Facebook Partner zu finden, dass man eben viele Facebook-„Freunde“ hatte, von denen sich möglicherweise ein paar dafür interessierten, ein Date zu bekommen. Diejenigen, die wenige, falsche oder gar keine Facebook-Freunde haben, haben hingegen kaum Chancen.

Nun aber hat FACEBOOK „Graph Search“ eingeführt – und schon soll die Welt anders sein. Doch, was ist „Graph Search“? Im Grunde genommen ist es nichts als eine Suchmaschine, die persönliche Daten ermittelt und versucht, ihre Bedeutung zu ermessen.

Dies soll auch Singles dazu verhelfen, passende Partner zu finden, und zwar insbesondere über den Interessenabgleich, aber auch über das Meinungsbild. Der Beweis, dass so etwa funktioniert, ist kaum ´u erbringen – aber allein die Behauptung, dass es möglich ist, soll angeblich die Chefs von Online-Dating Unternehmen nervös gemacht haben.

Dabei wird ein Argument verwendet, das ich hier zitiere:

Graph Search kann erreichen, was traditionelle Online Dating Seiten nicht können: Singles sinnvoll durch Freunde und gemeinsame Interessen zusammenzubringen.

Freundeskreise und gemeinsame Interessen – ein Mythos?

Das Argument folgt zwei Behauptungen – nämlich erstens, dass sich Ledige am besten durch den Freundeskreis verkuppeln lassen, und zweitens, dass „gemeinsamem Interessen“ ein wesentliches Argument für eine Zweierbeziehung sind.

Beide Argumente klingen auf den ersten Blick plausibel – auf den Zweiten aber kaum noch. Der Freundeskreis, selbst der echte Freundeskreis, erweist sich selten als kenntnisreicher Kuppler. Die Bedeutung „gemeinsamen Interessen“ wird zwar von manchen Wissenschaftlern bestätigt, von anderen aber eher relativiert. Man sollte nicht vergessen, dass solche Interessen vom Comic-Fan bis zum Raumfahrtinteressenten reichen. – und sie sind somit nicht unbedingt beziehungsrelevant. Insofern ist es einfach Unsinn, zu behaupten, dass FACEBOOK mit „Graph Search“ ein brauchbares „Matching“ hat.

Ein Argument, dass derzeit kaum nachvollziehbar ist, aber zum Nachdenken Anlass gibt, ist die Behauptung, FACEBOOK habe die Schwellenangst zum Online-Dating gesenkt. Die gälte allerdings nur dann, wenn der Benutzer kaum bemerke, die Schwelle zu überschreiten. Dies würde allerdings bedeuten, dass mit Online-Dating immer noch ein „Stigma“ verbunden wäre – und dass dies erst seit der Einführung von FACEBOOK überwunden wäre.

Auf Online-Dating Seiten werden Lebenspartner gesucht – keine „Hobbypartner“

Gegen all diese Argumente spricht, dass man nur auf Online-Dating-Seiten halbwegs, wenngleich nicht völlig, sicher sein kann, dass andere Mitglieder wenigstes ein Ziel haben: Einen Lebens- oder Liebespartner zu finden. Befürworter von FACEBOOK Dating und ähnlichen interessenbasierten Matching-Methoden jonglieren fast immer mit den Möglichkeiten gleicher „Meinungen“ und „Interessen“ herum. Sie vergessen aber, dass das eigentliche Ziel der Partnersuche nicht darin besteht, einen Hobbypartner oder einen meinungsgleichen Menschen zu finden, sondern einen Partner, mit dem sie durch „dick und dünn“ gehen können – auch wenn sich die Interessen einmal wandeln.

Graph Search – Vorbild für Online-Dating?

Kann die Online-Dating-Branche, mit der es ja nicht gerade zum Besten steht, nun von Graph Search lernen? Cliff Lerner meint in einem Artikel der Huffington Post, auf den hier Bezug genommen wird, meint, dass dies zutrifft und empfiehlt, die Seiten auf „Soziales Dating“ umzustellen. Als Grund nennt er, dass diese Form des Datings dem “natürlichen Kennenlernen“ eher entsprechen würde. Die Zukunft der Online Dating Anbieter, so beschließt er seinen Artikel, läge darin, die sozialen Verbindungen und Interessenähnlichkeiten in die eigene Partnersuche zu integrieren, um auch in Zukunft konkurrenzfähig sein.

Ob diese Ansicht tragfähig ist, bleibt abzuwarten. Sie geht jedenfalls davon aus, dass jeder Mensch seinen Freundeskreis offenbaren und seine Interessen breit gefächert offen legen will. Doch was nützt all dies, wenn man am Ende feststellt, das man nicht einmal die gleichen Vorstellungen von einer gemeinsamen Wohnung hat?

Online-Dating ist in einer Krise – hauptsächlich, weil man seit einem Jahrzehnt die gleichen blutleeren Thesen vertritt und sich heute eher aufs „Geld einsammeln“ konzentriert als auf Kundenzufriedenheit. Doch ob die Krise mit Teenager-Methoden wie „öffentlichen Freundeskreisen“ zu lösen ist, bezweifle ich stark. FACEBOOK-Methoden werden Online Dating nicht ruinieren, aber auch nicht beflügeln.

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