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Partnersuche: Selbstbewusstsein ist nicht, was Sie denken

Selbstbewusst und Souverän: Giora Feidman in Budapest 2008 beim Gang auf die Bühne

Das Wort Selbstbewusstsein hat heute einen schalen Beigeschmack bekommen. Im Grunde glauben einfach zu viele Menschen der X- und Y-Generation, Selbstbewusstsein sei gleichbedeutend mit „selbstbewusstem Auftreten“.

Wikipedia definiert das Selbstbewusstsein in Kurzform in Anlehnung an Brauner als das „das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt“ .

Diese Definition von „Selbstbewusstsein“ hat, man muss es leider sagen, nichts mit dem „Selbst-Bewusstsein“ zu tun. Das im Internet vorhandene Psychologie-Lexikon sagt dazu recht knapp:

Im deutschen Sprachgebrauch steht dieses Wort eher für den Stolz auf die eigene Person, bis hin zur Selbstüberschätzung und Arroganz.

Doch was ist es eigentlich, dieses Selbstbewusstsein? Im Ursprung war es die Erkenntnis, dass wir die unser „Selbst“ durchaus selbst erforschen können und dafür nicht auf andere zurückgreifen müssen, insbesondere nicht auf die Deutungen der Religion. Wenn nicht mehr ausschließlich Gott erkennen kann, wer wir sind und wohin sich unsere Wege wenden sollten, würde sich die Menschheitsgeschichte ändern – und das tat sie auch.

Schönheitsfehler beim Selbstbewusstsein: Es macht wirklich Mühe, es zu bekommen

Allerdings hatte die Sache einen Schönheitsfehler: Sich selbst zu erkennen, ist eine schwierige Aufgabe. Noch heute treten die Interpretationsakrobaten der Psyche mit so antiquarischen Begriffen wie „Selbstbild“ und Fremdbild“ auf, und sie verschleiern damit die Wirklichkeit. Wer sich selbst erkennen will, muss zunächst lernen, sich mit ihn ihm wohnenden und bereist erkannten Stärken dun Schwächen zu identifizieren. Es ist ausgesprochen gefährlich, sich zuerst mit den Annahmen Fremder (Fremdbild) auseinanderzusetzen, weil diese das Selbstbild durch Vorabdefinition (Vorurteile) verfälschen.

Selbstbewusst kann nur sein, wer seien Stärken UND Schwächen kennt

Die Stärken und Schwächen zu erkennen, bedeutet also, sich seines Selbst bewusst zu sein, also selbstbewusst zu sein. Hat man sie erkannt, kann man sie überprüfen und auch daran arbeiten, dass sie deutlicher hervortreten beziehungsweise abgeschwächt werden.

Was heute in Deutschland als Selbstbewusstsein gilt, ist hingegen häufig eine völlig übertriebene, hochgradig gefährliche Arroganz.

Modernes Dating – Massenauflauf der Verrückten?

Bei der Partnersuche wird dies besonders deutlich: Wenn der Partnersuchende glaubt, er selbst sei alles, und alle anderen wären Menschenmaterial, das für ihn zur Verfügung steht, dann ist der Misserfolg programmiert. Typisch wäre dieses Arsenal für die „Selbstbewusstsein simulierenden Psychopathen“:

1. Die Welt muss sich ändern, damit ich mein Selbstbewusstsein durchsetzen kann.
2. Die Anderen müssen Kompromisse machen, damit ich sie in mein Leben einbauen kann.
3. Die übrigen Menschen haben wahrscheinlich psychische Defekte und Unzulänglichkeiten – sie sind daher nicht Wert, mir das Wasser zu reichen.

Das ehrliche Selbstbewusstsein und die Partnersuche

Stellen wir es richtig? Dann ist es so:

1. Wer selbstbewusst ist, weiß, wann, wie oder worin er sich ändern muss, um Erfolg zu haben. Er akzeptiert auch Niederlagen, falls er sich nicht ändern will.
2. Der Selbstbewusste weiß, dass andere Menschen andere Individuen mit abweichenden Persönlichkeiten sind – und dass der Zugang zu ihnen deshalb Kompromisse erfordert.
3. Selbstbewusste Menschen wissen um ihre eigenen Schwächen und Defekte und akzeptieren sie. Sie gehend davon aus, dass andere Menschen auch Stärken und Schwächen haben.

Nie war es nötiger als heute, sich selbst zu erkennen und sich wenigstens soweit richtig einzuschätzen, dass man keine schwerwiegenden Fehlentscheidungen trifft. Das kindische Verhalten, immer und und überall recht haben dun recht behalten zu wollen, ist für die Partnersuche absolut kontraproduktiv.

Gutes Mittel, um zu lernen: Unterstatement

Eine mögliche Lösung ist übrigens sehr britisch und sie heißt: „Unterstatement“ oder „mehr sein als scheinen“. Es wirkt Wunder, und es bringt Sie schnell auf den Teppich zurück, falls Sie selbst gerade unter der Zimmerdecke schweben sollten.

Bild: Giora Feidmans Bad in der Menge © 2008 by liebesverlag.de

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