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Unterwerfung ist gleich Schwäche? Der Irrtum der Psychologie.

Die gebildete Gesellschaft hat sich angewöhnt, Gegensatzpaare zu bilden, wie beispielsweise stark und schwach. Das mag als grobe Vereinfachung erlaubt sein, sagt aber nicht aus, worin jemand stark oder schwach ist. Tatsächlich beruht die gesamte Statistik in der Psychologie darauf, festzustellen, ob ein Mensch zu einem Extrem, zu dem „entgegengesetzten“ dessen oder zu einem Punkt auf der Skale dazwischen neigt.

Vorn heraus wirkt Zauberei gut

Es ist schon schlimm genug, dass diese Gegensatzpaare, beispielsweise im „Fünffaktorenmodell“, überhaupt verwendet werden. Jeder Mensch, der etwas Denkvermögen hat, wird ja sofort nachfragen: In was ist er extravertiert? In welcher Richtung ist er offen für Neues? Wann und wie reagiert er neurotisch? Psychologen haben dies offenbar nicht nötig. Sie nutzen ihren Hochmut, um uns Übrige zu beeindrucken. Es ist ungefähr so wie bei einem Zauberkünstler: Sitzt man im Publikum, so findet man die Vorstellung toll, blickt man hinter die Kulissen, so ist man ernüchtert.

Noch schlimmer freilich ist es, wenn wir die Ergebnisse der Psychologie mit Synonymen abhandeln. Frauen sind unterwürfig, also sind sie psychisch labil. Unterwerfung ist Schwäche, Dominanz ist Stärke. Wäre es so, so wären nur acht Prozent der Frauen in der sogenannten „SM-Szene“ stark. Die Extremfeministinnen hätten recht: „Frauen sind unterwürfig oder devot … immer noch, leider …“

Die „verdammten dieser Erde“ wollen niemals unterwürfig sein

Wir bemerken gar nicht, in welche Falle wir dabei tappen. Denn soviel dürfte bekannt sein: Im erotischen Spiel devot zu sein, bedeutet fast immer, im sozialen Leben ansonsten mächtig zu sein. Kaum einer der armen, sozial verelendeten Menschen dieser Erde, die ihres Stolzes und ihres Selbstbewusstseins beraubt wurden, würden sich wünschen, sich in ein devotes Spiel zu begeben. Im Gegenteil: Sie würden sich, gäbe man ihnen die Chance, mit Macht und Einfluss vollsaugen, um endlich „wer zu sein“.

Wer im Spiel devot sein möchte, hat entweder eine gewisse Veranlagung, die ihn dazu prädestiniert, oder aber (und wahrscheinlicher) er möchte einmal wieder wahrhaftig nicht verantwortlich sein für das, was er sich wünscht, möchte zurückfallen in den Zustand desjenigen, der noch nicht die volle Verantwortung für sein Tun trägt.

Devot Verhaltensweisen sind nicht unbedingt Schwächen

Eine devote Neigung zu haben, ist ebenfalls nicht zwangsläufig ein Zeichen von Schwäche, sondern auch ein Beweis für den geschickten Umgang mit sozialen Situationen. Auch, wer nicht „schuld“ an etwas ist, entschuldigt sich, wenn er einen Vorteil darin sieht. Ach, wer glaubt, Recht zu haben, „gibt klein bei“, wenn es besser für die Karriere ist. Wer sich geschickt durch das soziale Netz laviert, und dabei nicht als „Radfahrer“ (1) auffällt, sondern flexibel und einfühlend handelt, der gewinnt.

Grafische Übersicht der SM-Anhänger. in Prozent

Was sagt dies über devote Spiele?

Vor allem, dass wir Menschen nicht „etikettieren“ sollten, nur weil sie sich in bestimmten Situationen in der einen oder anderen Weise verhalten. In den letzten Jahrzehnten sind Frauen ungeheuer mächtig geworden – und doch führte dies nicht dazu, dass sie im Rollenspiel dominanter wurden. Das liegt einfach daran, dass sie devote Rolle die „schickere“ Rolle ist, aber nicht daran, dass Frauen generell devoter sind – schon gar nicht, wenn sie SM-Neigungen haben.

Überhaupt treffen alle „Zahlenspiele“ nicht ins Schwarze, denn den ungefähr 33 Prozent „unterwürfigen“ Männern stehen nur acht Prozent dominante Frauen gegenüber – was klar macht, wer eigentlich in der Überzahl bei der Unterwerfung ist. Diese Zahlen dürften auch interessant für die Beziehungssuche oder das Casual Dating im Bereich der Wünsche nach Dominanz und Unterwerfung sein.

Wer sich recherchierend in die Abgründe des Rotlichtbereichs begibt, wir davon kaum überrascht sein. Überrascht sind immer nur die bürgerlichen Fassaden- und Mauerbauer, die gerne hätten, dass Frauen weiterhin als „unterwürfig und schwach“ eingeschätzt werden, Männer hingegen als dominant und stark.

(1) Nach oben buckeln, nach unten treten).
Bild: Werbung für den „Großer Carter“, Illusionist und seine Mental-Magie Show.
Zahlen und Daten: (auch für die Grafik) Livescience.

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