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Manfred Hassebrauck im GLAMOUR: eher unverbindliche Antworten

Seit Manfred Hassebrauck sein auch von mir empfohlenes Buch „Alles über die Liebe“ geschrieben hat, ist einige Zeit vergangen. Inzwischen sehe ich das Buch wesentlich kritischer, weil es (möglicherweise zwangsläufig) eine reine Betrachtung der Vergangenheit ist. Das mag zu Hassebraucks möglichem Irrtum führen, den er auch in einem Interview mit der Publikumszeitschrift GLAMOUR gerade wiederholte:

Geändert hat sich trotz des gesellschaftlichen Wandels über die Jahrzehnte hinweg überraschend wenig an den Partnerwünschen von Männern und Frauen. Das beweisen Studien, die seit den 1940er-Jahren wiederholt durchgeführt werden.

Wissenschaft von der Partnerwahl oder Sandkastenspiel?

Es fragt sich, wie beweiskräftig diese angeblichen „Studien“ sind, denn die allerwenigsten beruhen auf eine tatsächliche Partnerwahl, sondern auf wissenschaftlichen Sandkastenspielchen. Man würde sich eine Wissenschaft wünschen, die allein der Wahrheit verpflichtet ist – doch ist sie dies?

1. Wissenschaftler stellen zumeist fest, welche Partner die Menschen wählen würden, wenn sie die freie Wahl hätten und sie sehr wenig (oder gar nichts) über diesen Partner wissen. Das ist die übliche Methode – und sie ist einfach lächerlich.
2. Diese Methode ergibt selbstverständlich keine glaubwürdigen Ergebnisse darüber, welche Partner wirklich gewählt werden. Um dies festzustellen, ist eine Langzeitforschung an realen Personen nötig.
3. Eine reale Partnerwahl ist noch keine erfolgreiche Partnerwahl. Niemand hat jemals verbindlich festgestellt, welche Beziehungen wirklich erfolgreich waren. „Nicht geschieden worden zu sein“ reicht hier nicht.

„Relevante“ Aspekte und Merkmale – gibt es sie wirklich?

Auch sonst bleibt der Professor im Allgemeinen und sagt GLAMOUR so lapidare Sätze wie:

Ähnlichkeit ist der Schlüssel für ein glückliches Zusammensein … sie reduziert Reibungen und damit Konflikte. Je ähnlicher sich zwei Menschen in relevanten Aspekten sind, desto glücklicher sind sie mit ihrer Beziehung.

Der Glaube an die Wissenschaft soll gestärkt werden

Nun könnte man dies akzeptieren, wenn die „relevanten Aspekte“ benannt worden wären, denn immerhin gibt es inzwischen eine durchaus wissenschaftliche Überzeugung, dass die „relevanten“ Aspekte neu überdacht werden müssen. Doch könnte es sein, dass der Professor mittlerweile der Online-Dating-Branche in irgendeiner Form verpflichtet ist? Der nächste Satz aus „GLAMOUR“ gibt Aufschluss, und er wird alle erneut alle erfreuen, die dem Glauben an die Wissenschaft stärker anhängen als dem eigenen Beurteilungsvermögen.

Es macht Sinn, sich bei der Partnersuche im Internet an den Partnervorschlägen der Onlineanbieter zu orientieren. So ist gewährleistet, dass die Person zumindest grundsätzlich in den für eine langfristig zufriedenstellende Beziehung sprechenden Merkmalen zu einem passt.

Dies entspricht kaum dem Stand der Wissenschaft, weil die angeblichen „Merkmale“ derzeit wissenschaftlich eher im Zweifel stehen als bestätigt werden. Denn welche „Merkmale“ heute für eine „langfristig zufriedenstellende Beziehung“ sprechen, ist ungewisser als jemals zuvor.

Dafür gibt es eine einfache, wenngleich völlig außerpsychologische Begründung: Vor 100 Jahren war es noch fast unmöglich, außerhalb des eignen Milieus zu heiraten, vor 50 Jahren war es immerhin noch ungewöhnlich. Erst heute, und insbesondere seit der Möglichkeit des Online Datings, ist eine weite, milieuübergreifende Ehe wahrscheinlicher geworden. Die Merkmale, die dabei zum Glück führen, können also noch gar nicht verlässlich erforscht worden sein – selbst wenn das Gegenteil ständig behauptet wird.

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   (10. September 2012)