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Geht die Sinnlichkeit verloren?

Die meisten Kontakte, die ich in meinen mittleren Jahren zu Frauen hatte, waren auch sinnlicher Natur. Damit Sie richtig lesen: sinnlicher Natur, nicht erotischer oder sexueller – und beachten Sie bitte das Wort „auch“.

Für Fürsten ganz selbstverständlich: Sinnlichkeit

Sinnlich handeln heißt ja, aus den Sinnen heraus handeln: Gerne sehen, gerne riechen, gerne schmecken, gerne fühlen. Um Ihnen ein völlig unerotisches Beispiel zu geben: Wenn ich ein Sakko kaufe, muss ich den Stoff anfühlen können. Irgendwann, in einem dieser Kleinstadtgeschäfte, in denen ich mich ohnehin ständig beobachtet fühle, ermahnte mich die Verkäuferin, bitte nicht alle Sakkos anzufassen. Ein guter Vorschlag – denn ich verließ sofort das Geschäft und betrat es nie wieder. Wenn das Kaufen kein sinnlicher Prozess sein darf, kann ich auch gleich im Versandhandel bestellen.

Wenn ich einer Frau begegne, gleich, welchen Alters, welcher Herkunft und aus welchem Anlass, versuche ich, ihre Sinnlichkeit mit zu erfassen. Frauen machen es uns Männern zumeist leicht, weil ihre Körpersprache auch bei äußerster Beherrschung Flirtfaktoren beinhaltet. Wenn sie diese Eigenschaft ungezielt verwenden, bereichern sie unser Leben, und es kostet sie weder Überwindung noch Mühe.

Online Dating – Verlust der Sinnlichkeit?

Warum ich überhaupt „aus der Schule plaudere“? Weil mir aufgefallen ist, wie wenig beim sogenannten „Dating“, insbesondere aber beim Online-Dating, von Sinnlichkeit die Rede ist. Noch vor 50 Jahren haben sich Paare oftmals sinnlich berührt, bevor sie ein Wort miteinander gesprochen haben („Tanzen gehen“ nannte man das). Noch bevor man jemals eine Dame angesprochen hat, ergab sich aus dem Geruch des Haares und des Parfüms, wie gepflegt sie war und wie sie sich gerne darstellen wollte. Die Sinnlichkeit der Kleidung verrät auch dem entfernt sitzenden Mann, ob und in welcher Weise eine Frau ihren Körper sinnlich darstellen möchte.

Doch was ist nun? Das einzig Sinnliche, was wir sehen können, bevor wir einander treffen, ist das Foto – anderwärts ist Sinnlichkeit nicht erwünscht. Uns wird zumindest suggeriert, dass wir mehr über ihre Persönlichkeitsmerkmale, Charakter, Hobbys oder Wünsche wissen, als über ihre Sinne. Nun könnte man argumentieren, dies sei auch nicht möglich, schließlich sei Onlinedating ja eine „inverse“ Kennenlern-Methode: Erst Eigenschaften abchecken, dann Fakten klären, und einander schließlich unter den Aspekten der Sinnlichkeit begegnen.

Online Dating – sinnlos, weil sinneslos?

Das mag so scheinen, doch ist es durchaus möglich, die eigene Sinnlichkeit auch im Profil darzustellen. Und oftmals erleben wir auch, dass wir aus der Kombination von Fotos und einzelnen Aussagen die sinnlichen Schwerpunkte erahnen können. Schwerer wird es uns gemacht, wenn es gar keine Hinweise auf die Sinnlichkeit gibt: Starre, von schlechten Fotografen oder Amateuren hergestellte Aufnahmen, keine Andeutungen zum eigenen Denken, Fühlen und Berauschen, keine sinnlichen Hinweise, beispielsweise auf den Genuss am Essen und Trinken. Was ist das, was wir da sehen? Ein Fake? Ein Zombie? Ein Katalogeintrag? Eine Warenbeschreibung?

Ich höre schon das Zischen … allgemein wird davor gewarnt, sich als sinnlich zu offenbaren. Es würde, so heißt es, Abenteurer anlocken. Doch wen lockt ein Profil an, das gar keine Sinnlichkeit beinhaltet, sondern nur eine lieblose Zusammenstellung von Fakten, Vorstellungen oder gar Ansprüchen ist? Kommt da nicht viel eher der Gedanke auf: „Ach, so etwas „bestelle“ ich mir mal? Wir nicht der Warencharakter einer Person umso größer, je mehr sie sich schematisiert beschreibt? Muss ein Profil den Kriterien der „Qualitätssicherung“ entsprechen? Ist „Vergleichbarkeit“ anhand „systematisierter“ Kriterien ein interessanter Aspekt bei der Partnersuche?

Am Ende kommt keine Ware, sondern ein Mensch

Wissen Sie – am Ende kommt ein Mensch zum Blind Date. Es gibt inzwischen eine erhebliche Anzahl von Partnersuchenden, die davon überrascht sind. Sie hatten erwartete, dass ein „Charaktermodell X“ mit den „Vorzügen Y“ und den „Wunschkriterien Z“ daherkommt – genau nach Katalogbeschreibung. In etlichen Büchern und Artikeln wurde die Überraschung, ja teils das Entsetzen beschrieben, wenn die Qualität des „Produkts Blind Date Partner“ nicht den erhofften Kriterien entsprach.

Ja, was hatten diese Frauen und Männer denn erwartet? Das sie die „Ware“ auspacken und sie der Warenbeschreibung in jeder Hinsicht entspricht?

Sinnlichkeit ist nicht alles – aber ohne Sinnlichkeit gibt es keine Begegnungen, die unsere Sinne ansprechen. Also kommen wir doch bitte zurück zur Sinnlichkeit – es heißt ja nicht, dass wir gleich „von Sinnen“ sein müssen.

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