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Seitensprünge – je digitaler, umso fader?

Seitensprung auf Bestellung: Manchmal sind die Gegensätze doch zu stark …

Wie waren sie doch schick, die alten Seitensprünge: zufällig, erregend und spontan. Vom Kennenlernen bis zur Ausführung war es ein Balanceakt, der oft in wenigen Stunden zum ersehnten ekstatischen Erguss von Körperflüssigkeiten führte, so, als sei man das erste Mal verliebt.

Übrigens geht es den Menschen, die ganz edel auf der Pirsch nach dem Wunschpartner sind, durchaus ähnlich. Schießt das Blut bei dieser Gelegenheit in die Genitalien, so ist die Edelabsicht „Partnerschaft“ oft schnell vergessen. E-Mail ist eben nicht körperliche Nähe und kommt diese zustande, dann mögen die Daten immer noch stark auf Ehe die Ehe ausgerichtet sein, während das Fleisch schwach wird und nach Wonne giert.

Doch eines ist merkwürdig: Seitensprung-Portale. Eigentlich gar nicht kennenlernen, auch nicht unbedingt sympathisch sein, aber irgendwie wollte man es ja? Also: Rauf, rüber, rein und dann: „Dankeschön, es war wirklich nett mit Dir?“

Gabriele Kuhn vom österreichischen „Kurier“ ist die Sache extrem unbehaglich, und sie schreibt:

«Virtuelle Seitensprung-Plattformen schmiegen sich wie Gleitcreme ans geneigte Genital, biedern sich an, zwinkern und hauchen: „Probier mich doch, Darling.“ Die Geliebte bekommt die Nummer des Zweithandys und wird per … (öffentlich zugänglichen Fremd-Mail-Anbietern) … auf schleimhaut¬freundlicher Betriebstemperatur gehalten.»

Unbehaglich kann einem dabei wirklich werden. Beim gewöhnlichen Online-Dating ist man Marktanbieter und Käufer zugleich – aber nur, bis man sich trifft. Dann ist man ein normales Paar, das ein Rendezvous hat.

Aber bei den vielen Formen des Casual Datings und der Fremdgeh-Agenturen, was ist man da? Als Mann Callboy und Freier in einer Person? Oder als Frau Escort-Lady und lechzende Kundin? Gibt jeder von beiden sein Selbstbewusstsein, seine Ehre und sein Gewissen der Geilheit wegen an der Garderobe ab?

Nein – bei dieser Form des „Rendezvous“ ist man kein normales Paar, sondern eines, das sich belauert – und manchmal sicherlich eines, dass es miteinander treibt, weil man sich ja „nun mal deswegen getroffen hat“.

Ja wirklich – wie fade. Abgesehen davon, dass es lange dauert, zum Ziel zu kommen. Und dann? Es erfordert weite Wege und ist in jeder Hinsicht unsicherer als ein Seitensprung auf einer Konferenz oder während einer Dienstreise. Digitales Dating hinterlässt digitale Spuren – und nicht nur das. Die vorgebliche Anonymität nützt dem untreuen Ehepartner wenig, dem kriminell veranlagten Mitglied aber viel. Woher wollen Sie eigentlich wissen, dass Ihre Partnerin tatsächlich verheiratet ist und deswegen mit gleichem Risiko fremdgeht wie Sie?

Ihre Meinung dazu, bitte.

Karikatur: Ursprünglich anonyme Radierung, nachkoloriert.

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