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Miese Studie über Verführungen – und irreführende Zeitungsberichte

Wie die Artikel aussehen werden, die aufgrund einer absolut lächerlichen Studie der Universität Texas einstehen würden, kann man jetzt schon nachlesen, denn das Magazin SLATE fragte bereits (im Texte allerdings höchst wissenschaftskritisch):

Finden Männer doof aussehende Frauen am attraktivsten? Eine neue Studie sagt: „ja“.

Das war bereits Grund genug für die Satire-affinen Kerlchen von Gawker, einen Artikel mit angeblichen „Tipps“ zu veröffentlichen, wie man Frauen für Beziehungen und fürs Bett unterscheiden kann – die Grundlagen stammen dabei aus der unsäglichen Studie, die genau diesen Vergleich implizit beinhaltet. (Die Liebepur schrieb über die Satire und gab die Tipps satirisch durch die Humorfraktion weiter).

Sind intelligente Frauen verführungsresistent?

Genau genommen will man festgestellt haben, dass intelligente Frauen gegen alle Arten von Übergriffen durch Männer (inklusive Verführungen) wenig gefährdet sind. An der Spitze der Gefährdung stehen demnach unkomplizierte, leichtlebige Frauen, vorzugsweise dann, wenn sie schon kräftig dem Alkohol zugesprochen haben. Kurz gesagt sagt die Studie nicht mehr aus als: „Typische“ leichtfertige Frauen („Schlampen“) sind leichter verführbarer als alle anderen Frauen, und dies besonders dann, wann sie betrunken sind.

Dümmliche Annahmen: „einheitliches“ Rollenverhalten der Frauen

Das Problem beginnt mit einer falschen Identifikation: Heutige Frauen sind nicht mehr „einheitlich“ – der Irrglaube der Psychologie an einen einheitlichen, unveränderlichen Charakter wird ja nicht nur in die Zukunft projiziert, sondern auch auf alle Ebenen der Gegenwart. Mit anderen Worten: Es wird erwartet, dass Sie morgens entweder als Schlampe oder als unnahbare Frau aufstehen, so zum Arbeitsplatz gehen und anschließend auch so zum Apéro oder in der Bar erscheinen. Tatsächlich aber ändert sich das Erscheinungsbild von Situation zu Situation, und auch die Ausstrahlung verändert sich – doch für Letztere haben die Forscher keinerlei Maßstäbe: Ausstrahlung kann man nur „in vivo“ fühlen, aber nicht von Fotos ablesen.

Lesende Brillenschlangen – verführbar oder nicht?

Wenn man also beispielsweise „Brillenschlangen“ und ernsthaft lesende Frauen als Foto-Beispiele für Attraktivität nimmt, so sagt dies weder etwas über die Intelligenz dieser Frauen noch über ihre Attraktivität oder Verführbarkeit.

Was real abläuft – von der ersten Sichtung bis zum Bett

Männer beurteilen die Attraktivität von Frauen generell zuerst aus der Ferne, und zwar in der Regel aufgrund von Veränderungen. Frauen, die sich deutlicher bewegen, auffälliger gekleidet sind und eine (auf die Ferne) ausdrucksstärkere Mimik besitzen, werden nun einmal leichter wahrgenommen. Sobald sie die Feinmotorik des Gesichts und den „Blick in die Augen“ während eines Flirts genießen können, verändert sich diese Wahrnehmung, dun das gilt selbstverständlich auch durch flirtiv Bewegungen. Erst dann werden die Stimme, die Art der Aussagen und der Inhalt der Aussagen bewertet – und bis ein Mann feststellt, ob eine Frau dumm, klug, vernunftbegabt, intelligent oder nur gebildet ist, vergeht einige Zeit. Frauen, die dumm aussehen, dummes Zeug reden und sich dumm benehmen, sind jedenfalls keinesfalls begehrte Flirtobjekte – und auch keine bevorzugten Bettgefährtinnen.

Männer wollen doofe Frauen im Bett – Blödheit und Presse

Muss die Frau, die Männern gefällt, also vor allem „doof“, unreif und leichtsinnig sein, und nimmt man sie am besten im volltrunken Zustand ins Bett? Wohl kaum. Aber dies wird uns nicht davor schützen, demnächst zu lesen: „Männer wollen dumme Frauen im Bett.“

Die ersten Blüten dieser Art wurden schon gesichtet: die MAIL Texte beispielsweise „Warum Männer doof aussehende Frauen mögen: Die Herren bevorzugen Affären mit Hohlköpfen –aber keine Heiraten„. Auch die deutsche BZ wusste schon, wie sie ihre Leser ködert: Unter dem Titel: „Lippenleckerinnen sind leicht zu haben“ schreib das Blatt: „Männer haben gern Sex und suchen sich Frauen, die sich auch schnell breitquatschen lassen“ und „Kein Mann würde freiwillig zugeben, dass er auf dumme, betrunkene und rücksichtslose Frauen steht. Aber genau so ist es.“

Tückische Übersetzungsfehler

Vielleicht sollte man den BZ-Redakteuren mal sagen, dass „reckless“ mit „rücksichtslos“ diesmal falsch übersetzt wurde? Zumal, wenn es am Schluss heißt: „Männer suchen demnach Frauen, die zu unerfahren, rücksichtslos oder betrunken sind, um ihnen einen Korb zu geben. Ganz schön feige.“

Wie bitte? Zu „rücksichtslos“ um einen Korb zu geben? Da hätte man lieber mal das Englischlexikon befragen sollen: Mit „reckless“ ist gemeint, dass die Frauen „rücksichtslos gegenüber sich selbst“ sind, was gemeinhin mit „leichtsinnig“ oder „unbekümmert“ zu übersetzen wäre. So steht es auch im Wörterbuch. Doch was war eigentlich mit „unerfahren“? Nach der Studie waren die Frauen höchst erfahren, die sogleich mit Männern ins Bett hopsen wollten – sie wirkten immerhin sexuell ausgesprochen freizügig. Auch hier hätte ein Blick ins Wörterbuch geholfen: „unausgereift“ oder „noch unreif“ ist nicht gleich unerfahren – englisch hieß es „immature“.

Ich selber habe übrigens auch einen Fehler in der Übersetzung gemacht: „Immature“ hatte ich mit „jugendlich (naiv)“ übersetzt – das habe ich korrigiert.

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