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Der fundamentale Irrtum: ich weiß, wer ich bin und was ich will

Wenn ein Irrtum so fundamental ist, dass wir ihm fast alle von Zeit zu Zeit unterworfen sind, kann es nötig werden, etwas ausführlicher zu schreiben. Dieser Artikel besteht deshalb aus drei Teilen.

Die Menschen zu Delphi sind einfach vorbeigegangen an der Inschrift „erkenne dich selbst“ und haben sich stattdessen von der bekifften Pythia und ihren Priestern erklären lassen, wer sie sind und was sie tun sollen.

Diese Tradition ist auch heute noch weit verbreitet. Fragt man einen Menschen unvermittelt, was er als seine drei positivsten Eigenschaften bezeichnet, bekommt man meist schwammige Antworten – wenn er überhaupt Eigenschaften nennen kann.

Mit dieser „tollen“ Selbsteinschätzung gehen die Menschen nun los und suchen einen Partner – kann das gut gehen?

Eigenschaften entwickeln sich – vor allem in Partnerschaften

Denkfehler: Ich weiß alles (nichts) über mich

Das Hauptproblem ist nicht einmal, dass Menschen ihre Eigenschaften nicht kennen, sondern dass sie nicht im geringsten wissen, wohin sie sich einmal entwickeln könnten. Tatsächlich glauben viele, ihre Entwicklung sei mit 25, bei Akademikern vielleicht erst mit 30, vollständig abgeschlossen. Sie sind der festen Überzeugung, ihren Lebensstil gefunden zu haben, und sie halten ihn für nahezu unveränderlich. Leider werden sie dabei sogar noch von fragwürdigen Wissenschaftlern unterstützt – doch das wissen die meisten der Betroffenen nicht einmal.

Taumelnde Persönlichkeiten und situative Betrachtungen

Rolf Dobelli schreibt in seinem Buch „Die Kunst des Klaren Denkens“ über die „Persönlichkeit“ (1):

Die Menschen auf der Bühne (des Lebens, red.) sind keine vollendeten, selbstbestimmten Persönlichkeiten, sondern taumeln von Situation zu Situation.

Dobelli rät, das zu tun, was geschickte Kommunikationstrainer ihren Schülern ebenfalls raten (2):

Achten sie auf den Tanz der Einflüsse, dem die Schauspieler (des Lebens, red.) unterworfen sind.

Ich habe es in meinen Seminaren immer so ausgedrückt:

Treten Sie im Geiste einen Schritt zur Seite, wenn sie in einer Kommunikation (beispielsweise in einem Blind Date) befinden. Sehen Sie die Gesprächssituation mit dem Auge eines neutralen Fremden – was sehen sie dann?

Wissenschaftler schufen Wissen, das kaum jemand nützt

Was Sie dann sehen? Vor allem die Dynamik, mit der sich gerade etwas verändert. Der berühmte Paul Watzlawick, ein namhafter Erneurer der Psychologie, hat einen Grundsatz aufgestellt, der sich so erweitern lässt:

„Es ist unmöglich nicht zu kommunizieren“ – und nun in der Ableitung: „Deswegen ist es auch unmöglich, sich niemals zu verändern.“

Diese Tatsache lässt sich kybernetisch begründen, vor allem, wenn die Liebe mitbetroffen ist.

Blind Dates bedeuten Veränderungen – was sonst?

Warum verabreden wir uns denn zum Blind Date? Doch wohl, um uns zu verändern, um neue Perspektiven für unser Leben zu erhalten, um unseren Horizont um die Liebe zu erweitern. Das allerdings wissen viele Partnersuchende nicht, oder besser: Sie verdrängen es.

Lesen Sie im zweiten Teil: Warum alles gleich bleiben und sich zugleich verändern soll.

Zitate (1) und (2) aus: Rolf Dobelli, „Die Kunst des klaren Denkens“, München 2011

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