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Singles sind glücklich – oder vielleicht doch nicht?

glücklich,single zu sein? sicherlich nicht immer …

Menschen, die naiv an Volksbefragungen glauben, mag diese Meldung überraschen: Singlefrauen, so heißt es in einer Pressemitteilung von ElitePartner, seien „aktiv, vernetzt und zufrieden“, und darüber hinaus offenbar glücklich … und zwar zu satten 66 Prozent, also zu zwei Dritteln. Dann erfahren wir noch, dass Einsamkeit „kaum ein Thema“ sei – „noch nicht einmal jede Zweite würde aus Einsamkeit eine Beziehung eingehen“ – behauptet ElitePartner oder besser die von der Online-Partnervermittlung beauftragte Agentur.

Man könnte dies alles überlesen und sich sagen: Nun, ja, noch eine Online-Befragung … doch immerhin besteht die Gefahr, dass diese Meldung in den großen Medien tatsächlich verbreitet wird. „The Medium ist the Message“ … und was in der Zeitung steht, ist wahr.

Wirklich? Ich habe noch selten einen „Single“ erlebt, der auf die Frage „Bist du zufrieden mit deinem Single-Dasein?“ sagte: „Oh, ich bin überglücklich, Single zu sein“ – jedenfalls im richtigen Leben – und ebenso habe ich noch fast nie einen Single getroffen, der sagte: „Du, ich fühle mich absolut elend, überflüssig und wertlos“.

Das ist „Offline“ – und was werden diese Menschen wohl „Online“ bei anonymen, recht beliebigen Befragungen sagen? Bereits seit Jahren redet man der Bevölkerung ein, dass man keine Probleme zu haben hat, und dass derjenige, der sie dennoch hat, besser darüber schweigt. Niemand sieht die Tränen, niemand zählt die Dildos oder die aus Frust entleerten Weinflaschen.

Nein, man darf niemals etwas Negative schreiben, nicht wahr? Wir sind ja alle so doll positiv, und da gilt für Frauen (Zitat):

Ihr Bedürfnis nach Nähe und Intimität finden sie häufig bei Freunden. Zudem entwickeln sie stärker Fähigkeiten, Beziehungen emotionaler zu gestalten und für sich, ihre Gesundheit und Ernährung intensiv zu sorgen.

Ei ei, wer hätte das gedacht – Frauen haben also die größere „Singlekompetenz“, wie man an anderer Stelle behauptet, weiter heißt es, sie seien „bessere Singles“ und würden „die ICH-AG perfekt managen“.

Ja, ja … die Männer müssten demnach nicht in der Lage sein, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, ihnen würde die Kompetenz fehlen, als Single durchs Leben zu gehen und sie wären überhaupt die „schlechteren Singles“.

All dies ist als Behauptung eigentlich unerträglich, zumal der Unterschied zwischen Frauen und Männern so gewaltig nicht war: Ganze sieben Prozent trennten Männer und Frauen bei der angeblich festgestellten „Singlezufriedenheit“. Irgendwie haben wir uns ja alle an die bunten Behauptungen der Psychobranche gewöhnt – nur dass der Stellenwert psychologischer Aussagen mit jeder Interpretation sinkt. Aber das wäre wohl ein Problem, mit dem sich die Psychologen einmal intern beschäftigen sollten.

So … blieb die noch eine Frage offen? Ja klar – nämlich ob es bei solchen Werten überhaupt noch interessant ist, eine Singlefrau im Internet oder anderswo zu suchen, wo doch ohnehin zwei Drittel mit ihrer Singlerolle gerade in Frieden, Freuden und Eierkuchen leben.

Doch da kommt Rat (ebenfalls aus der Pressmitteilung):

Online-Partnersuche ist gerade für Frauen die perfekte Lösung. Diese Art der Partnersuche entspricht absolut ihrem Sozial- und Kommunikationsverhalten.

So, so … und ich dachte, einen Absatz zuvor vorher gelesen zu haben, dass Frauen eigentlich gar keine Beziehungen der biologischen Art brauchen, denn sie decken „Ihr Bedürfnis nach Nähe und Intimität“ … doch schon bei Freunden.

Aber wie auch immer – die Zahlen sind nun einmal in der Welt: Deutschlands Frauen sind zu 66 Prozent glückliche Singles. Ob das die Familienministerin schon weiß?

Übrigens, nur mal so nebenbei: eine Zeitung wusste viel mehr, als wir aus der Pressemitteilung erfuhren – und es zeigt auch, wie die Zahlen zu bewerten sind, denn in Wahrheit sind nach der gleichen Studie „Paare glücklicher als Solisten“, und zwar zu 90 Prozent. Klingt schon ganz anders, nicht wahr?

Bild: Französische Grafik, 19. JH, retuschiert.

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