Schwierig: wenn eine Frau über 60 online sucht
Für Frauen wird die Luft im Online-Dating ab 40 dünner – das ist eine bekannte Tatsache. Doch während man mit 40 noch für viele Männer interessant ist, die Erfahrung zu schätzen wissen, ist es mit 60 offenbar etwa problematischer. Eine Autorin versuchte es dennoch – und erlitt Schiffbruch. Dennoch ist es keine der üblichen populistischen Miesmachergeschichten, die sich gegenwärtig so gut verkaufen. Das sucht eine Frau, die hin und wieder ein bisschen über Beruf und Vermögen flunkert – das muss erlaubt sein.
Dies hier ließ mich allerdings aufhorchen (wörtliches Zitat):
„Die Kriterien, nach denen Elite mir Männer vorschlug, die angeblich zu mir passten, waren mir übrigens immer noch schleierhaft: Mir wurden ein Finanzbeamter, ein Feuerwehrmann, der Leiter einer Behörde und ein Schreiner vorgeschlagen. Alles Männer, deren Interessen und Lebensziele sich nicht im Geringsten mit meinen deckten.“
Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, den Selbsttest zu machen – mit einem Testaccount, den ich eigentlich gar nicht wollte. Dort wurde ich mal mit einer selbstständigen Medizinerin, dann wieder mit einer angestellten Blumenverkäuferin beglückt, die beide nicht ganz in meine Lebensgestaltung passen wollten.
Des Rätsel Lösung: Das Spektrum der Test ist oft sehr schmal, und vor allem wird kaum berücksichtigt (obwohl dies behauptet wird) dass Menschen in höherem Alter eben andere Bedürfnisse und Vorstellungen haben als 35-Jährige. Jeder, der ehrlich sich selbst gegenüber ist, weiß dies doch von sich selbst – aber die Wissenschaft weiß es offenbar nicht.
Es mag sein, dass es gute Gründe gibt, warum die Partnervergleiche versagen – beispielsweise, weil Wissenschaftler unfähig sind, vernünftige Kriterienkataloge zu erarbeiten, oder weil ihre Kriterienkataloge hoffnungslos veraltet sind. Aber die Anbieter tun andererseits alles, damit wir Journalisten die Kriterien niemals nachvollziehen können – denn im Zweifel ist dann einfach alles „geheim“ – aus Konkurrenzgründen, wie man vorgibt.
Was dem Suchenden bleibt? Spätestens ab 40 sollte man selbstbewusst genug sein, um selber zu wissen, wer oder was gut für einen ist – und wenn es eine Affäre ist, dann ist es eben eine Affäre.
