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Die Dating-Wundertüte: wie uns Journalisten die Dating-Welt erklären

Journalisten sind häufig Leute, die aus Quellen, die sie nicht einordnen können, Berichte für Leser schreiben, die gar nicht betroffen sind. Das ist häufig auch bei Berichten „über“ Online-Dating der Fall. Diesmal ist es die WELT, die aus einem relativ unordentlichen Puzzle versucht, ein Bild zu gestalten, das aber am Ende keinen Sinn ergibt.

Der Artikel beginnt leichtfüßig: Tinder-Nutzerinnen bekommen ein „Like“ und sind „drin“, andere fallen heraus. Der WELT-Redakteur schließt daraus: „Nur wenige Sekunden kann Online-Dating heute dauern.“ Kronzeuge für den Journalisten sind die regelmäßigen, überaus fragwürdigen Untersuchungen von „OK Cupid“. Nach deren Meinungsbild zählt bei der Partnerwahl nahezu ausschließlich das Aussehen. Wenn so etwas im OK-Cupid-Blog verbreitet wird, muss es ja nicht unbedingt stimmen – und es muss erst recht nicht für die Masse der ernsthaft suchenden Singles gelten.

Sodann wird die Frage ventiliert, ob es zutrifft, dass sich Gegensätze anziehen oder ob es durch Online-Dating immer wahrscheinlicher wird, dass sich „gleiche zu gleichen“ finden. Die Frage an sich ist, wie allgemein bekannt, eine Scheinalternative, die in dieser Weise überhaupt nur noch von einigen Menschen der Psycho-Branche vertreten wird. In der Praxis stimmt weder das Eine noch das Andere. Setzen Sie, die Sie dies lesen, einfach das Wort „manche“ vor die erste Behauptung und „andere“ in die Mitte, dann heißt er so: „Manche Gegensätze sind sinnvoll und führen Paare zueinander, andere Eigenschaften sollten gleich sein, um in dieselbe Richtung zu gehen.“

Interessanter ist da schon die im Artikel erwähnte Langzeitstudie unter 167 Paaren von Hunt, Eastwick und Finkel. Dort wurde festgestellt, dass Paare, die sich als zuvor Fremde kennengelernt hatten, mehr Wert auf gleiche Attraktivität legten als Paare, die sich vor dem ersten Date bereits kannten. Doch auch dieses Phänomen ist allgemein bekannt: Beim Ausgehen oder auf Partys wird, wie beim Online-Dating, sehr auf ein attraktives Äußeres geachtet. Kennt man einander hingegen schon zuvor, so sind es unkalkulierbare Zufälle, dies schließlich zum intensiven Kennenlernen führen. Wieder hat die Forschung ursächlich nichts mit Online-Dating zu tun, sondern damit, ob sich die Paare bewusst wegen gleicher Attraktivität oder aus anderen Gründen finden.

Am Ende: Ökonomische Partnersuche führt zum Ziel

In einem Punkt bin ich mit dem WELT-Journalisten einig, aber er betrifft eher die Ökonomie der Partnersuche, deren Regeln ebenfalls recht gut bekannt sind: Je mehr Marktteilnehmer sich auf die wenigen besonders attraktiven Menschen stürzen, umso teurer können sich diese vermarkten und umso mehr der Interessenten gehen leer aus. Wer dieses Idiotenspiel trotzdem betreibt, muss damit rechnen, lange vergeblich zu suchen. Ökonomischer ist in jedem Fall, in einem Mittelfeld zu suchen, in dem die Teilnehmer sehr unterschiedliche Eigenschaften vermarkten.

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