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Die Etiketten der Sexualität

Ein neues Etikett für die Beziehung?

Ein neues Etikett für die Beziehung?

Der „Etikettenzwang“ in der Liebe und der Sexualität wird immer schrecklicher. Begonnen haben damit die Sexualwissenschaftler. Wo Wissenschaft ist, gibt es auch Schuhkartons, auf die man dann die Etiketten klebt. Angeblich braucht man sie – ob dies der Fall ist, um von der eigenen Beschränktheit abzulenken oder wie man das Volk für blöd hält, sei mal dahingestellt.

Etikettierungswut – die neue Inquisition?

Nun haben wir den Salat. Die Presse ist ganz wild darauf, dass sich Prominente als heterosexuell, homosexuell, lesbisch oder bisexuell „outen“. Werke der Literatur werden mal als „sinnlich“, mal als „erotisch“ und mal als „pornografisch“ bezeichnet. Wir werden aufgefordert, unsere Meinung zu Kunstbegriffen wie „heteroflexibel“ oder „polyamourös“ kundzutun. Niemand kann mehr einfach aus der Lust daran sexuell dominant oder unterwürfig sein, ohne dass ihm jemand das Etikett „Sadomaso“ aufdrückt.

Kurz: Die ultimative Markierung mit eindeutiger Festlegung hat uns erreicht. Die heutige Inquisition foltert nicht. Sie fragt: „Bist du einer von uns oder einer von diesen anderen?“ Inquisitor oder Inquisitorin erwarten klare Antworten. Wer sie gibt, wird entweder aufgenommen oder ausgestoßen. Wer sie jedoch nicht gibt, wird verachtet. Die Freiheit, sich selbst zu definieren, wie man will, wird nicht mehr gewährt.

Die bürgerliche Welt lügt – und klebt sich positive Etiketten auf

Wer „dazwischen“ ist, muss lügen. Recht typisch ist dies beim Lieblingsthema „Treue“. Etwa ein Drittel der Frauen und Männer sind einander nicht treu. Dennoch kleben sich nahezu alle das öffentliche Etikett „treuer Ehepartner“ auf. Oder: Millionen von selbstbewussten Frauen träumen von bestimmten Formen der sexuellen Unterwerfung – und erstaunlich viele Männer, doch dieses Etikett will niemand.

Es scheint: Überall dort, wo die bürgerlichen Fassaden auf festen Fundamenten stehen, wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Niemand will dort Etiketten, die ihn als „Abweichler“ ausweisen.

Wir sind mehr als das Etikett, das auf uns klebt

Kommen wir zurück zu den Etiketten. Welches Etikett wir uns auch aufkleben: Das sind nicht wir. Das ist ein Pappschild, weiter nichts. Wenn wir es uns selbst anheften, wollen wir etwas damit ausdrücken: „Hey, ich bin wie du, aber nicht wie die anderen.“ Wer das will, mag das tun – ich finde es degoutant. Ein Beispiel: Obgleich ich zweifellos Jazz liebe, will ich auch nicht als „Jazzfan“ abgetan werden. Ich höre auch andere Musikformen. Ist man einmal etikettiert, und folgt man diesem Etikett, verliert man den Spielraum – und verhindert vielleicht auch mögliche Entwicklungen.

Sexualität kann durchaus zweitrangig sein

Eine prominente Dame sagte neulich, sie dächte gar nicht daran, sich als „lesbisch“ oder „bisexuell“ zu outen, weil sie ab und zu erotische Begegnungen mit Frauen hatte. Dies sei viel zu unwichtig, um sich darüber zu definieren.

Möglich, dass es für die Varianten der Kontaktaufnahme wichtig ist, ob man verheiratet oder ledig ist. Möglich auch, dass es dafür wichtig sein könnte, ob man strikt heterosexuell oder ausschließlich homosexuell ist. Aber dies alles dient nur der Orientierung für andere. Für eine Beziehung mag wichtig sein, ob man sexuelle Ausschließlichkeit für unerlässlich hält oder nicht.

Doch all dies alles sagt wenig – und oftmals gar nichts – über die Persönlichkeit. Wer sich ein Etikett aufklebt, reduziert sich selbst auf das, was auf dem Etikett draufsteht. Wer einem anderen ein Etikett aufklebt, zumal eines, das ihm nicht gebührt, greift in seine höchstpersönlichen belange über, er „stempelt jemanden ab“.

Freie Menschen sollten sich nicht selbst abstempeln – und sich dagegen wehren, abgestempelt zu werden.

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